Hamburg Süd will wachsen und Arbeitsplätze schaffen

Vor dem Hintergrund der eher unbefriedigenden Erlösentwicklung im ersten Quartal und des andauernden Drucks auf die Frachtraten ist derzeit nicht davon auszugehen, dass die Hamburg Süd das sehr gute Linienergebnis des Vorjahres in 2011 wieder erreichen kann.“

Das erklärte Dr. Ottmar Gast, Chef der zum Bielefelder Oetker-Konzern gehörenden Reederei, gestern bei der Bilanzvorlage für 2010 in der Hansestadt. Da auch die Auffahrwerte bei Massengutschiffen schwächer tendierten und die Überkapazitäten bei den Produktentankern andauerten, werden Ergebnis und Cash-flow der Schifffahrtsgruppe insgesamt in diesem Jahr vermutlich unter den Werten des Vorjahres liegen, sagte der Manager. Insgesamt rechnet er für 2011 mit einem deutlich schlechteren Ergebnis, aber immer noch positivem Resultat mit einem dreistelligen Millionengewinn.

„Hamburg Süd will in ihren Kerngeschäftsfeldern weiter wachsen“, betonte Gast. Impulse werden im zweiten Halbjahr vor allem wieder aus dem asiatischen Raum, wie auch aus Europa, erwartet. Die hervorragende Binnenkonjunktur und die starke Währung stützten die Güternachfrage Brasiliens und damit die wirtschaftliche Entwicklung Südamerikas insgesamt. Das Wachstum der Hamburg-Süd-Gruppe werde auch zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze führen, deren Zahl im laufenden Jahr voraussichtlich um mehr als zehn Prozent zunehmen werde. Derzeit beschäftigt die Reederei rund 4100 Mitarbeiter. 

Die Hamburg Süd will ihre Strategie zur Erhöhung des Eigenanteils an Schiffen und an Containern auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Bis einschließlich 2012 werden weitere acht Schiffe der „Santa“-Klasse sowie vier kleinere Schiffe (3800 TEU) ausgeliefert. Insgesamt entspricht dies einem Kapazitätszuwachs von gut 20 Prozent der Bestandsflotte. Zur Absicherung des für die kommenden Jahre geplanten Wachstums hat die Reederei im vergangenen Monat überdies sechs 9600-TEU-Schiffe, plus Option auf weitere vier, bestellt (THB 23. März 2011). Diese sollen in den Jahren 2013/14 abgeliefert und in den Südamerika-Diensten eingesetzt werden. „Wir setzen künftig immer größere Schiffe ein“, sagte Joachim A. Konrad, stellvertretender Sprecher der Geschäftsführung. In diesem Jahr werden es schon insgesamt 61 Einheiten mit Kapazitäten von über 3000 TEU sein. 25 Schiffe werden sogar über mehr als 5000 TEU verfügen.
Die Flotte umfasste per 31. Dezember 2010 insgesamt 169 Schiffe, davon 40 gruppeneigene. 113 Schiffe waren in den 44 Liniendiensten und 56 Schiffe im Trampbereich beschäftigt. Die Stellplatzkapazität der in den Liniendiensten eingesetzten Containerschiffe stieg im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf rund 371 000 TEU. Zugleich erhöhten sich auch die Bunkerpreise weiter und lagen am Jahresende bei knapp 500 US-Dollar pro Tonne. Derzeit beträgt der Preis 572 US-Dollar. Bei einem Jahresverbrauch von rund zwei Millionen Tonnen rechnet die Geschäftsleitung für 2011 mit einer Kostenbelastung von rund 1,15 Milliarden US-Dollar nach 920 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr und setzt weiter auf Slow Steaming.

Im vergangenen Jahr hat die Reedereigruppe insgesamt vier neue eigene Schiffe in Dienst gestellt. Mit der 7100 TEU fassenden „Santa Clara“ setzt die Hamburg Süd seit Oktober 2010 das bislang größte Schiff ihrer Geschichte ein. Es ist im Verkehr zwischen Asien und der Ostküste Südamerikas unterwegs. Der Containerbestand erhöhte sich zum 31. Dezember 2010 um 17 Prozent (77 000 Einheiten) auf rund 396 000 Boxen, wobei ein überproportionaler Zuwachs bei Kühlcontainern zu verzeichnen war.

Insgesamt profitierte die Hamburg Süd zusammen mit ihrer brasilianischen Schwestergesellschaft Aliança sowie den unter Rudolf A. Oetker (RAO) und Furness Withy Chartering operierenden Trampaktivitäten 2010 von der anziehenden Weltwirtschaft. Das Transportvolumen in den Containerliniendiensten erreichte rund 2,9 Millionen TEU. Das entspricht einem Zuwachs von 23 Prozent gegenüber 2009. Da neben den Mengen auch die Frachtraten eine leichte Erholung verzeichneten, legte der Umsatz in der Linienschifffahrt um gut 45 Prozent auf knapp 3,9 Milliarden Euro zu.

Unter Einbeziehung der konventionellen Massengut- und Produktentankerfahrt konnte der Gesamtumsatz der Schifffahrtsgruppe im Vergleich zu 2009 um 39 Prozent auf etwa 4,4 Milliarden Euro gesteigert werden. Das entspricht einem Anteil von 47 Prozent am Gesamtumsatz des Oetker-Konzerns.
Nach der Havarie des Atomkraftwerks Fukushima fährt die Reederei aktuell mit ihren Schiffen einen großen Bogen um den Reaktor. Die Liniendienste halten rund 1000 Kilometer Abstand von Fukushima, ehe sie auf einer veränderten Route die Containerhäfen Tokio und Yokohama anlaufen, betonte Ottmar Gast. Wenn der Wind von Fukushima in Richtung Süden weht, reisen die Schiffe weiter nach Korea. Bislang mussten drei von gut 20 Schiffen abdrehen, die fahrplanmäßig in die Bucht von Tokio gefahren wären. Der großzügig bemessene Sicherheitsabstand bedeutet einen Umweg von rund 1000 Kilometern.

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