Hamburger Hafen vor ernsten Problemen
Im Hamburger Hafen brodelt es. Der geplante Teilverkauf der städtischen Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) treibt die Hafenarbeiter auf die Barrikaden. Schon in der nächsten Woche könnte es im größten deutschen Seehafen zu ernsten Problemen kommen, wenn die Arbeitnehmer ihre Drohung wahrmachen und Überstunden verweigern. Gegenwärtig scheint durchaus möglich, dass die Proteste der Hafenarbeiter gegen den HHLA-Teilverkauf die Abfertigung der Schiffe verzögern und einen Stau auf der Elbe nach sich ziehen könnten. Rund ein Drittel der Arbeitsleistung im Hafenumschlag wird durch Überstunden erbracht. Die Fronten sind verhärtet, eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Ausgangspunkt des verbissen ausgetragenen Konflikts ist das laufende Verfahren zum Verkauf von 49,9 Prozent an dem größten Hamburger Hafenbetrieb mit gut einer Milliarde Euro Umsatz. Nach einer mehrstufigen Auswahlprozedur sind noch zwei Bieter im Rennen, die australische Bank Macquarie und ein Konsortium um den Baukonzern Hochtief. Außerdem prüft der Senat einen Börsengang, der aber möglicherweise weniger Ertrag für die Staatskasse abwerfen könnte. Macquarie und Hochtief wollen nach unbestätigten Medienberichten angeblich rund 1,6 Milliarden Euro für die Beteiligung an der HHLA bezahlen. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) will das Geld für die Infrastruktur und die Anbindung des boomenden Hamburger Hafens an sein Hinterland ausgeben. Wenn wir den Hafen weiter ausbauen, können 10 000 neue Arbeitsplätze entstehen, lautet sein Appell. Die Gewerkschaften müssen Verantwortung zeigen auch für die Menschen, die einen Arbeitsplatz suchen. Der Containerumschlag in Hamburg wächst mittlerweile so schnell, dass Staat und Unternehmen mit dem Ausbau von Kaianlagen und Containerbrücken, Straßen- und Schienenwegen, Umschlaganlagen und Liegeplätzen kaum Schritt halten können. Allein die HHLA will bis 2011 rund 1,2 Milliarden Euro investieren. Vor diesem Hintergrund haben die Arbeitnehmer eine starke Position, und das wissen sie auch. Wir bleiben gesprächsbereit und wollen nicht den Ruf des Hamburger Hafens schädigen, sagt der Vorsitzende des HHLA-Konzernbetriebsrats, Arno Münster. Aber in der Sache weicht er keinen Millimeter zurück. Der Senat hat in der Belegschaft jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Eine klare Strategie, Motive und belastbare Argumente des Senats sind nicht erkennbar. Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di halten den Teilverkauf schlichtweg für überflüssig und fordern vom Senat, das Bieterverfahren sofort zu beenden. Die Drohung der Arbeitnehmer, auf Überstunden künftig zu verzichten, hat Politik und Wirtschaft aufgeschreckt. Senat, Handelskammer und Industrieverband appellieren an die Hafenarbeiter, nicht den eigenen Interessen zu schaden. Der HHLA-Vorstand spricht mit den Arbeitnehmern, doch er kann nicht viel ausrichten und ist nicht der Adressat der aufgebrachten Kritik. Uldall und Münster treffen sich heute (8.3.) noch einmal, um Wege aus der Krise auszuloten. Wenn das schief geht, steht der Hamburger Hafen in der nächsten Woche voraussichtlich teilweise still.