Havariemanagement 2.0 mit Luft nach oben

Die maritime Notfallvorsorge auf See ist nach Ansicht der niedersächsischen Landesregierung gut aufgestellt.

Nach dem Schiffsunglück der „Pallas“ 1998 im nordfriesischen Wattenmeer habe man viele Lehren gezogen, unter anderem die, die zum Aufbau des Havariekommandos in Cuxhaven geführt habe. Vieles habe sich zum Positiven verändert, heißt es jetzt im Fazit des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) auf die Frage, ob die deutsche Küste für den Fall einer Großschiff-Havarie gerüstet ist.

Unter dem Motto „Havariemanagement 2.0“ hatte das MCN gemeinsam mit der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer, der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft und dem MCN-Mitgliedsunternehmen KMR-Marine Surveyors eine Podiumsdiskussion organisiert. Dabei wurden verschiedene Aspekte erörtert, wie das Havariemanagement an der deutschen Küste weiter verbessert werden könnte. Olaf Lies, Umweltminister von Niedersachsen, hält die Notfallvorsorge an den deutschen Küsten grundsätzlich für gut. So seien die Küsten in Bezug auf die Vorsorge und das Management von Havarien in den letzten Jahren wesentlich sicherer geworden und es konnte im internationalen Vergleich ein sehr hoher Standard etabliert werden, berichtete er.

Erfolge bei der Koordinierung hätte der 2015 in Brand geratene Düngemittelfrachter „Purple Beach“ belegt: Trotz einiger Herausforderungen sei er sicher in einen Nothafen gebracht und ein größeres Unglück erfolgreich abgewendet worden. Dennoch gibt es weitere Ideen, etwa eine Küstenwache. Im Zuge immer größer werdender Schiffe sind für den Fall, dass ein Havarist mittels Schlepper aus einer Gefahrenzone gezogen werden muss, mehrere Probleme zu lösen. Es werden geeignete Schlepper benötigt, welche schwerwettertauglich sind, ausreichenden Pfahlzug aufweisen und über einen Seeschleppdraht verfügen. Erfahrene Kapitäne und Mannschaften seien nötig, um auch unter extremen Bedingungen eine Schleppverbindung herstellen zu können.

Aktuell gibt es zusätzliche Fragestellungen, die geregelt werden müssen, wie beispielsweise das Wiederauffinden verlorener Container. Bei der Havarie der „MSC Zoe“ 2019 vor der niederländischen Küste gingen Container in bislang nicht vorgekommener Menge verloren. „Die technische Möglichkeiten zur Container-Ortung sind vorhanden“, sagte Lies. Hafenkapitän Andreas Mai vom Bremischen Hafenamt gab zu bedenken, dass die wenigsten Container einen Aufprall auf die Wasseroberfläche überstehen würden. Meistens finde man nur noch Fragmente der Boxen, so Mai.

Als ein weiteres wichtiges, aber schwieriges und lange vernachlässigtes Thema gilt der Umgang mit ölverschmutzten Tieren nach einer Havarie. Die Landesregierung von Niedersachsen strebt hier verbindliche und klare Regeln an, um zu beurteilen, ob und unter welchen Umständen ein Tier zur Rettung und Behandlung in eine Auffangstation gegeben wird, oder ob es noch vor Ort von seinen Qualen erlöst werden sollte.  tja

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