Heringsquote gesenkt
Die für das kommende Jahr angekündigte Senkung der Fangquote für Hering in der Ostsee ist für den Verband der Kutter- und Küstenfischer in Mecklenburg-Vorpommern eine Katastrophe.
Die Absenkung um weitere 21 Prozent in der westlichen Ostsee nach 39 Prozent in diesem Jahr sei verheerend, sagte der Verbandsvorsitzende Norbert Kahlfuß gestern. Die Verringerung der Fangrechte werde auch nicht durch die geplante Anhebung der Dorschquote ausgeglichen. Diese soll laut EU-Kommission in der westlichen Ostsee um neun Prozent, in der östlichen um 15 Prozent heraufgesetzt werden.
Wie Kahlfuß sagte, durften die Fischer im Nordosten in diesem Jahr rund 2000 Tonnen Dorsch fangen, aber mehr als fünf Mal so viel Hering. Auch könnten Heringsfischer, die mit kleinen Kuttern in Küstennähe fischten, nicht auf hoher See auf Dorschfang gehen. «Es ist jedoch sehr erfreulich, dass nach Jahren überhaupt einmal eine Fangquote angehoben wurde», bemerkte Kahlfuß. Allerdings finde er es verwunderlich, dass sich die Dorschbestände seit 2007, als Wissenschaftler vom Aussterben der Art und völliger Überfischung sprachen, bereits erholt haben sollen.
Ebenso zweifelte Kahlfuß die notwendige Senkung der Heringsquote an. In diesem Jahr hätten die Fischer Hering in «sagenhafter Qualität und Menge» gefangen. Die Quote sei in kürzester Zeit ausgeschöpft gewesen. «Wir hätten noch drei, vier Wochen weiter fangen können. Die Nebenerwerbsfischer und Angler haben das jeden Tag bewiesen», sagte der Verbandschef.
Der CDU-Agrarexperte Matthias Lietz forderte angesichts der weiter sinkenden Heringsquote eine Entschädigung für betroffene Fischer. «Die weitere Senkung der Fangquoten wird dazu führen, dass viele Fischer ihre Betriebe nicht mehr wirtschaftlich weiterführen können», sagte er. Der Ausstieg aus der Fischerei oder die Neuorientierung der Unternehmen müsse finanziell honoriert werden. Um den Berufsfischern eine Perspektive zu geben, schlug die agrarpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Sigrun Reese, vor, den Strukturwandel in der Fischerei konstruktiv zu begleiten und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Als Beispiele nannte sie Projekte zur Fischnachzucht und die kontrollierte Jagd auf Kormorane. Fischer könnten auch mehr in den Tourismus und die Pflege der Kulturlandschaft eingebunden werden.