Heute Urteil erwartet
Nach drei Jahren Prozess gegen Verantwortliche der Hilfsorganisation Cap Anamur wegen der Rettung von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer soll am heutigen Mittwoch das Urteil fallen.
Die Staatsanwaltschaft im italienischen Agrigent auf Sizilien fordert für den ehemaligen Vorsitzenden der Hilfsorganisation, Elias Bierdel, und den Kapitän der «Cap Anamur II», Stefan Schmidt, vier Jahre Gefängnis ohne Bewährung und 400?000 Euro Bußgeld.
Den beiden wird Beihilfe zur illegalen Einwanderung in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Die umstrittene Rettung hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Die Männer hatten im Sommer 2004 mit dem Hilfsschiff «Cap Anamur II» im Mittelmeer 37 Afrikaner aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet, das zu sinken drohte. Die Bootsflüchtlinge durften erst nach einer dreiwöchigen Irrfahrt durchs Mittelmeer in Sizilien an Land gehen.
Die italienischen Behörden vertraten damals den Standpunkt, die Flüchtlinge hätten in Malta an Land gehen müssen, da sie in maltesischen Gewässern aufgegriffen worden seien. In Deutschland war den Helfern vorgeworfen worden, die Rettungsaktion allzu medienwirksam inszeniert zu haben. Schmidt und Bierdel, die bei dem Prozess nur zeitweise anwesend waren, wiesen diesen Vorwurf wiederholt zurück.
Die Kölner Organisation Cap Anamur wurde 1979 von dem Journalisten Rupert Neudeck gegründet. Zu internationaler Bekanntheit kam sie in den 80er Jahren durch die Rettung tausender Vietnam-Flüchtlinge im Südchinesischen Meer.