Hoffnung auf zweite deutsche Ölquelle in der Nordsee

Geologen hoffen in der Deutschen Bucht auf ein zweites Ölvorkommen. Im Gebiet Knechtsand rund 20 Kilometer südwestlich von Cuxhaven vermuten die Wissenschaftler ein Ölfeld, das nicht unmittelbar mit Deutschlands ergiebigstem Vorkommen Mittelplate zusammenhängt. Sie hätten Karten des Meeresuntergrunds neu interpretiert, sagte der Sprecher des Energiekonzerns RWE Dea, Derek Mösche, am Mittwoch in Hamburg. Eine Probebohrung vor Niedersachsens Küste soll die Auswertungen bestätigen. Auch im Wattenmeer vor Schleswig-Holstein plant das Unternehmen Probebohrungen. Geologen vermuten, dass Deutschlands Erdöl-Reserve Nummer eins Mittelplate insgesamt größer ist als bislang vermutet. Deutschlands wichtigste Erdölreserve liegt nur wenige Kilometer vor der Westküste Schleswig-Holsteins im Nationalpark Wattenmeer. Sie wird seit 1987 von einem Konsortium aus der Hamburger RWE Dea als Betriebsführer und der Kasseler Wintershall AG genutzt. Seit dem Start der Ölförderung wurden von der künstlichen Bohrinsel Mittelplate aus 21 Bohrungen nieder gebracht und bislang rund 17 Millionen Tonnen Rohöl gefördert. Zur Zeit ist Mittelplate die einzige Ölförderanlage in deutschen Gewässern. Die anderen Reserven werden durch Bohrungen von Land aus ausgebeutet. Nach bisherigen Erkenntnissen des Förderkonsortiums lagerten im Feld Mittelplate in 2000 bis 3000 Metern Tiefe mehr als 100 Millionen Tonnen Erdöl. Davon gelten bislang noch bis zu 40 Millionen Tonnen als gewinnbar. Das entspricht zwei Dritteln der deutschen Rohölreserven. Damit ist die Nordseeküste für das importabhängige Deutschland eine wichtige Rohstoffquelle. Dabei ist die Ausbeutung des wenigen deutschen Öls technisch anspruchsvoll. So liegen die Lagerstätten nicht nur in tiefen Gesteinsschichten, sondern in einem Nationalpark, in dem jedes Jahr Millionen Zugvögel rasten. Die Ölförderung wurde daher nur mit hohen ökologischen Auflagen genehmigt. Die künstliche Insel ist fast vollständig von der Umwelt abgeschottet, und Experten der Umweltorganisation Greenpeace Deutschland bescheinigten bislang, dass Mittelplate relativ sauber sei und ohne Störfälle lief. Jetzt hofft RWE Dea, neben der schleswig-holsteinischen Mittelplate eine weitere Milliardenquelle anzapfen zu können. Gemeinsam mit Gaz de France will der Konzern auf der anderen Seite der Elbmündung auch in Niedersachsen nach möglichen Ölvorkommen suchen. Bis zu zehn Millionen Euro kostet eine Bohrung. Dabei ist die Suche nach dem schwarzen Gold ein teures Glücksspiel: Weltweit führt nur etwa jede siebte Bohrung zum Erfolg, sagte Mösche.

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