HSH Nordbank: Schifffahrt bleibt im Fokus
Die HSH Nordbank will auch weiterhin den Fokus auf das Geschäft mit der maritimen Wirtschaft legen. Bankchef Prof. Dirk Jens Nonnenmacher versuchte auf der Jahresversammlung des Schutzvereins Deutscher Rheder ein klares Bekenntnis zur Schifffahrtsbranche abzugeben.
In Zukunft will sich die HSH Nordbank zum einen auf das Geschäft mit dem gehobenen Mittelstand in der norddeutschen Region konzentrieren. Ein besonderer Fokus soll laut Nonnenmacher außerdem – neben den Sektoren Luftverkehr und erneuerbare Energien – auf der Schifffahrt liegen.
„Wir werden der maritimen Wirtschaft in der Metropolregion Hamburg zur Seite stehen. Diese Verbindung produziert einen Mehrwert für die Menschen in der gesamten Region", sagte der Bankchef. Den Vorwürfen aus der Reederschaft, die Bank vergebe kaum noch Schiffskredite, begegnete Nonnenmacher mit der Begründung, dass man sich gegenüber der EU verpflichten musste, die Bilanzsumme um etwa die Hälfte auf 100 Milliarden Euro zu reduzieren. Dadurch müsse sich die Bank teilweise vom attraktiven Schifffahrtsgeschäft trennen. „Wir sind und bleiben aber integraler Bestandteil der Branche", beteuerte er.
Nonnenmacher kündigte erneut eine „lückenlose und rückhaltlose" Aufklärung der „erschütternden und nicht hinnehmbaren" Vorwürfe in der Bespitzelungsaffäre der HSH Nordbank an. Die berechtigte Kritik müsse aber wieder konstruktiv werden, sonst drohe eine nachhaltige Gefährdung für den Sanierungsprozess. Dadurch wiederum könnten große Risiken für die norddeutsche maritime Wirtschaft entstehen.
Am Freitag hat unterdessen der ehemalige Leiter der Londoner HSH-Filiale dem Institut schwere Versäumnisse beim Risikomanagement vorgeworfen. „Es gab überhaupt keine Kontrolle", sagte Luis Marti-Sanchez vor dem Untersuchungsausschuss im Kieler Landtag. Für heute ist Bankchef Nonnenmacher vor das Gremium geladen.
Weniger Streifälle trotz wachsender Flotte
Die Zahl der Streitfälle unter Beteiligung deutscher Reederist 2010 trotz einer wachsenden Flotte im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. „Angesichts des etwas verbesserten wirtschaftlichen Umfelds hat sich die Anzahl neuer Fälle reduziert", erklärte Carsten Sommerhage, Vorstandsvorsitzender des Schutzvereins auf der Versammlung.
Gleichzeitig ist allerdings eine Steigerung an allgemeinen Anfragen zu verzeichnen, bei denen es in erster Linie um Frachtvertragsklauseln geht. Dabei liegen die Schwerpunkte auf den Themen Piraterie und Iran-Sanktionen und den damit verbundenen rechtlichen Problemen wie Zahlungsschwierigkeiten oder Arresten.
Insgesamt verläuft die Entwicklung im aktuellen Geschäftsjahr 2010 laut Sommerhage weiterhin positiv. Die Anzahl der versicherten Schiffe ist auf 1974 angewachsen, das sind 2,7 Prozent mehr als im Oktober 2009. Dementsprechend habe sich auch die Gesamttonnage des versicherten Schiffsbestandes erhöht – um etwa zwölf Prozent von 33 Millionen auf 37 Millionen BRZ. Angesichts der positiven Geschäftsentwicklung beschloss die Mitgliederversammlung, die Beiträge für 2011 unverändert auf einem Niveau zwischen – je nach Schiffsgröße – 440 und 1800 Euro zu lassen. Damit sind sie seit fünf Jahren konstant.
Sommerhage berichtete außerdem über das Geschäftsjahr 2009, das er als positiv bewertete. Trotz einer deutlichen Erhöhung für Schadensaufwendungen sei erneut ein erfreuliches wirtschaftliches Ergebnis erzielt worden.
„Der Überschuss von 465.867 Euro wurde der Rücklage zugeführt, wodurch die finanzielle Basis des Vereins weiter ausgebaut werden konnte", teilte Vorstandsvorsitzender Sommerhage weiter mit. Für die Mitglieder konnten Ansprüche in Höhe von 9,8 Millionen Euro durchgesetzt oder abgewehrt werden.