HSVA testet Modell für 16000 TEU-Schiff
Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Die Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA) erlebt goldene Zeiten - auch dank des hohen Ölpreises. Reeder setzen auf die Hamburger, damit sie die Formen der Schiffe in ihren Versuchen so verbessern, dass sie im realen Betrieb möglichst viel Treibstoff einsparen. Die Energiekosten machen in der Schifffahrt mittlerweile die Hälfte der Betriebskosten aus. Sinkende Frachtraten erhöhen zusätzlich den Bedarf an möglichst effizienter Technik. Die HSVA gehört mit der 90- jährigen Erfahrung zu den drei wichtigsten und größten Tüftlerstätten der globalen Schiffindustrie. Hier wird derzeit auch das Modell für das weltgrößte Containerschiff (16 000 Standardcontainer) getestet.
Die 85 Mitarbeiter sind in diesem «Hirn des Schiffbaus» auf der Suche nach der perfekten Form, sie entwerfen anhand der Baupläne Holzmodelle, die im Wasser und Eis getestet werden. Die Berechnungen werden akribisch notiert und sind entscheidend beim anschließenden Bau der Schiffe.
60 bis 70 zukünftige Schiffe werden in der HSVA pro Jahr getestet.
Auf dem unscheinbaren Gelände an der Bramfelder Straße in Hamburg sorgt die GmbH für neun Millionen Euro Umsatz. 1913 als weltweit erste kommerzielle Versuchseinrichtung für den Schiffbau errichtet, wurde der Betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg 1953 wieder aufgenommen.
Gesellschafter sind heute Reeder, Werften, Schiffbau-Zulieferer und der Germanische Lloyd. Gewinne fließen in die Verbesserung der High- Tech-Anlagen. Gerne hätte man neben dem großen Schlepptank ein weiteres Becken, wo ausschließlich der Seegang getestet wird - aber das würden einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
In Datenbanken werden Formen und Messergebnisse aller Test-Modelle - bisher 4600 - bewahrt. Bis zu 10 Prozent Effizienzgewinn kann man für Schiffe rausholen. So wurde auch der Wulstbug, der den Wellenwiderstand mindert, in der HSVA wegweisend verbessert.
Im Schlepptank - mit 300 Meter Länge, 18 Meter Breite und 6 Meter Tiefe der Größte der Welt - fährt der Manövrierschleppwagen von einem Ende zum anderen, nimmt Modell 4579 unter seine Fittiche und schwenkt das 12 Meter lange Holzschiff, ein Massengutschiff-Modell, hin- und her. Zwei Tage später wird ein Containerschiff-Modell durch den Tank geschleppt.
Bereits vor einigen Jahren war das derzeit größte Containerschiff, die «Emma Maersk» (ca. 11 500 TEU) der dänischen Reederei A. P. Möller Maersk vor der Fertigung hier getestet worden. Auch das Forschungsschiff «Polarstern» und Kreuzfahrtschiffe der Papenburger Meyer-Werft sind als Modell durch die HSVA geschleust worden.
65 Prozent des Umsatzes wird mit Auslandsgeschäften erzielt. Die meisten Aufträge kommen aus Singapur, Korea und China. Die Einsparungen im realen Betrieb betrachtet, ist die formvollendete Versuchsarbeit in der HSVA ein Schnäppchen - höchstens 150 000 Euro sind zu berappen.
Mehr: Im "THB Täglicher Hafenbericht".