Kampf gegen Piraten verstärken
Deutsche Reeder haben eine Ausweitung des militärischen Einsatzes gegen Piraten am Horn von Afrika gefordert. «Wir sehen, dass die Piraten ausweichen, dass sie flexibel sind», sagte Hans-Heinrich Nöll, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), am Freitag am Rande einer Tagung am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg.
Da der Einsatz von Kriegsschiffen direkt vor der Küste Somalias erfolgreich sei, griffen Piraten nun auch Schiffe im Indischen Ozean an, so Nöll. Die Marinen müssten dort ebenfalls Begleitschutz anbieten. «Wir sehen es als notwendig an, dass der Schutzschirm erweitert wird.» Stefan Bülow von der Hamburger Reederei John T. Essberger forderte eine Blockade von Piratenstützpunkten an der somalischen Küste. «Wir sind der Meinung, dass die Maßnahmen noch nicht ausreichen», sagte der Geschäftsführer des Unternehmens.
Zufrieden über den bisherigen Militär-Einsatz am Horn von Afrika äußerte sich der Befehlshaber der deutschen Marine, Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker. Insgesamt sei die EU-Operation Atalanta in ihrem Mandatsgebiet «bisher ein Erfolg» gewesen, sagte er der dpa. Kein Schiff, das das Seegebiet unter militärischem Schutz passiert habe, sei angegriffen worden. Alle Überfälle hätten «Einzelfahrer» getroffen. Eine Ausweitung des militärischen Einsatzes gegen Piraten auf den Indischen Ozean halte er kurzfristig für unmöglich.
Auf scharfe Kritik der Reeder stieß die gewaltsame Befreiung eines US-Kapitäns aus der Hand von Piraten, bei der Mitte April drei Seeräuber erschossen worden waren. «Wir halten solche Einzelaktionen für eine gefährliche Angelegenheit», sagte Bülow. Es treibe die Eskalation voran und gefährde das Leben anderer Geiseln. Auch Lösegeldverhandlungen mit Piraten würden erschwert.