Kampf um Schiffbau-Aufträge

Die krisengeplagten Wadan-Werften in Mecklenburg-Vorpommern kämpfen um neue Aufträge. Angesichts drohender Kurzarbeit hoffen die Schiffbauer unter anderem auf einen Neuauftrag für eine Fracht-Passagier-Fähre. Damit könnte der Order-Einbruch im Container-Schiffbau vorübergehend abgemildert werden.

„Wir müssen zusehen, zur Jahreshälfte etwas Neues reinzubekommen. Und wir rechnen damit, dass wir Ende des dritten Quartals eine neue Fähre reinnehmen können“, sagte Wadan-Geschäftsführer Stefan Säuberlich gestern in Wismar. Der Vertrag zum Bau zweier eisbrechender Tanker für den russischen Norilsk Nickel-Konzern werde im Sommer erwartet, bei zwei Fähren für die schwedische Stena Line gibt es feste Abnahmezusagen. Die Lage bleibe aber kritisch: „Der Auftragsbestand ist implodiert.“

Derzeit haben die Wadan-Werften im Nordosten noch  zwölf Bestellungen in den Büchern. Danach erfolgt die letzte Ablieferung im dritten Quartal 2010. Zum Bestand gehören acht Containerschiffe, zwei eisbrechende Container-/Frachschiffe sowie die beiden weltweit größten Fähren für Fracht und Passagiere (RoPax) für die Stena Line. Der Auftragswert liegt bei 400 Millionen Euro.

Mit 240 Metern Länge, 11600 Tonnen Tragfähigkeit und Platz für 1200 Passagiere werden die Schiffe um ein Drittel größer sein als die bislang größten RoPax-Fähren, so Projektleiter Lars Back. Die erste Fähre soll im Januar 2010 abgeliefert werden und unter dem Namen „Britannica“ zwischen den Niederlanden und Großbritannien verkehren. Die Fertigung erfolgt in geteilter Bauweise zwischen den Werftstandorten Warnemünde und Wismar. Das Aussschwimmen soll am 4. Juli in Wismar erfolgen.

Nach Ansicht des Wadan-Chefs ist vorübergehende Kurzarbeit für viele Beschäftigte im Bereich Zuschnitt kaum noch abzuwenden. Ein Teil der voraussichtlich betroffenen Mitarbeiter solle in der Fertigung von Offshore-Anlagen weiterqualifiziert werden.

Beim Thema Ausbildung will Wadan das hohe Niveau beibehalten, versicherte Säuberlich. In diesem Jahr sollen wie 2008 wieder 65 neue Lehrverträge geschlossen werden. Zudem vertraue er darauf, dass der jüngste Bürgschaftsantrag an den Bund über 40 Millionen Euro in ein bis zwei Wochen bewilligt werde. „Wir haben die Zusicherung, dass man sich im beschleunigten Verfahren verständigt.“ Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) hatte am Montag bei einem Besuch der Wismarer Werft bekräftigt, Wadan weiter zu unterstützen.
Auch die Zulieferer spüren die Auftragsflaute. Doch nach bisherigen Erkenntnissen musste noch kein Wadan-Lieferant Insolvenz anmelden.
Die drastischen Einbußen im globalen Containerfrachtgeschäft will das Unternehmen nutzen, um sich noch stärker auf den Spezialschiffbau zu konzentrieren. „Der Markt für Containerschiffe ist auf Jahre tot“, erklärte Säuberlich.
Daher versuche die Werft, sich „sehr breit aufzustellen - in der Hoffnung, dass einiges davon trägt“. Unterdessen seien die technischen Unterlagen der beiden etwa 200 Millionen Euro teuren Norilsk Nickel-Tanker bereits übergeben worden. Dennoch behalte die Wirtschaftskrise den Schiffbauer im Griff, wie Säuberlich einräumte: „Wir haben zeitweilig Liquiditätsprobleme gehabt.“

Doch der Eigentümerwechsel im vorigen Jahr mit der Mehrheitsbeteiligung der russischen FLC West biete auch eine strategische Chance. Denn „der russische Markt braucht in den kommenden Jahren sehr umfangreiche Tonnage.“  Allerdings werden sich die Wadan-Werften nicht einseitig nach Rußland orientieren,  betonte Säuberlich.

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