Keine neuen Aufträge
Mit wirklich guten neuen Nachrichten wartete der Eigner und Geschäftsführer der Nordic Werften in Wismar und Warnemünde, Witali Jussufow, am Freitag nicht auf. Noch gibt es keine neuen Aufträge.
Die aber wären die einzige Lebensversicherung für die angeschlagenen Werften. Doch Jussufow tat am Freitag vor rund 30 Journalisten sein Möglichstes, ein positives Bild der Werftenzukunft zu zeichnen. Mittelfristig würden die Werften 1600 Menschen Jobs bieten können - wenn die Aufträge da sind.
Die früheren Wadan-Werften beschäftigten bis zu ihrer Insolvenz rund 2400 Menschen. Derzeit sind es knapp 1000 Beschäftigte, sie arbeiten an der Fertigstellung der zwei Großfähren für die schwedische Stena Line und den beiden Containerschiffen für die Rostocker Reederei Laeisz. Der Stena-Auftrag soll bis Juli 2010 abgearbeitet sein.
Die Zukunft sehen die Nordic-Werften - genau wie zuvor die Wadan-Werften - auf dem russischen Markt. Für diesen Markt bringe er durch seine frühere Tätigkeit im Energiekonzern Gazprom eine große Kompetenz mit, sagte Jussufow. Dort würden eisgehende und eisbrechende Schiffe sowie Flüssiggas-Tanker dringend gebraucht. «Wir sind zur Zeit in einigen Gesprächen - in einer fortgeschrittenen Phase», sagte der 29-jährige Jussufow, der in fließendem Deutsch den aktuellen Stand schilderte. «Ich hoffe, dass ich recht bald in einigen Projekten zur weiteren Phase komme.» Tausende Menschen in Mecklenburg-Vorpommern hoffen mit ihm.
Nordic Yards prüfe derzeit die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit einem russischen Großproduzenten. Synergien könnten als Joint Venture oder als Subunternehmer erschlossen werden. Dabei sieht Jussufow die Zukunft Wismars eher beim Bau von Schiffen mit einem hohem Ausrüstungsanteil und großen Abmessungen, vor allem wegen der Breite des Trockendocks von 65 Metern. In Warnemünde sollen dagegen Offshore-Projekte abgewickelt werden. Dort ist das Dock teilweise nicht überdacht, ein Vorteil für sehr hohe Strukturen. Deshalb laufe die Akquise nicht nur im Schiffbau, auch die Offshore-Technik werde vorangetrieben.
Doch die Stimmung der Arbeiter ist nach wie vor gedrückt, zu unsicher sind die Perspektiven. Die IG Metall Küste hatte die Befürchtung ausgesprochen, dass viele der hoch spezialisierten Fachkräfte ihre Zukunft außerhalb der Werften und Mecklenburg- Vorpommerns sehen könnten. «Ich hoffe, dass es eine Zukunft geben wird», sagte die frühere Wadan-Betriebsrätin Ines Scheel. Jussufow habe bereits bei der Übernahme im August gesagt, dass er für neue Aufträge drei bis sechs Monate brauche. «Und die sind noch nicht um.
Wir sollten ihm diese Zeit geben», betonte Scheel. Bedeckt hielt sich Jussufow, der nach eigener Aussage von einem sehr guten Expertenteam unterstützt wird, bei der Frage nach der künftigen Zugehörigkeit zum Arbeitgeberverband Nordmetall und damit der Akzeptanz eines Flächentarifvertrags. Die derzeit knapp 1000 Beschäftigten haben befristete Verträge, die ihnen meist 75 Prozent der früheren Bezüge sicherten.
Derweil wächst die Sorge der rund 250 Mitarbeiter auf der Werft in Warnemünde. In Kürze laufen viele der befristeten Arbeitsverträge aus. Ende dieses Monats würden fast alle Arbeiten erledigt sein, sagte Betriebsratschef Harald Ruschel dem Sender NDR 1 Radio MV. Er forderte, die Laufzeit der Transfergesellschaft über den Jahreswechsel hinaus zu verlängern, um Kündigungen zu vermeiden.