„Kleine Gabe zur rechten Zeit“
Im Hamburger Seemannsclub Duckdalben löste der THB jetzt ein Versprechen ein, das die DVV Media Group Ende November vergangenen Jahres gegeben hatte. 500 Euro waren bei der Feierstunde zum 70. Geburtstag der einzigen täglich erscheinenden Schifffahrtszeitung Deutschlands von Freunden, Partnern und Weggefährten zusammengekommen. Sie wurden nun von Verlagsleiter Oliver Detje und THB-Chefredakteur Eckhard-Herbert Arndt zu gleichen Teilen dem Duckdalben und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) übergeben.
Als „kleines Familientreffen mit großer Agenda“ bezeichnete Detje das Zusammentreffen im Seemannsclub der Deutschen Seemannsmission in Sichtweite des Waltershofer Hafens: „Die große, weite Welt kommt hier zusammen, das lässt einem das Herz aufgehen.“ Die DVV Media Group und der THB wollten etwas geben, was „hier in besonders guten Händen ist“.
Chefredakteur Arndt begrüßte die Teilnehmer mit einem Zitat des griechischen Dichters Menander: „Eine kleine Gabe kann wertvoll sein, wenn sie zur rechten Zeit gegeben wird.“ Verlag und Redaktion seien der Überzeugung, dass diese „rechte“ Zeit für beide Institutionen gekommen ist: „Schon deshalb, weil sowohl beim Duckdalben als auch bei der DGzRS das Höchste auf Erden im Mittelpunkt steht: der Mensch.“
So habe der Duckdalben vor einigen Monaten die „böse Überraschung eines Einbruches mit sinnlosen Zerstörungen“ machen müssen – „die Nachricht darüber macht uns beim THB noch heute fassungslos“, so Arndt.“
Auch beim zweiten Spendenempfänger, der DGzRS, ist Arndt davon überzeugt, „den rechten Zeitpunkt“ gut getroffen zu haben. Der Geldbetrag soll in den geplanten Neubau des Seenotrettungskreuzers „Hamburg“ fließen, dessen Kiellegung im März auf dem Hamburger Jungfernstieg erfolgen wird.
Einer der Mitinitiatoren, wieder einen Rettungskreuzer nach der zweitgrößten Stadt Deutschlands zu benennen, ist der ehemalige Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch. „Für mich sind die Institutionen Duckdalben und Seenotretter eine wahre Herzensangelegenheit“, betonte er anlässlich der Spendenübergabe. „Hier steht der Mensch im Mittelpunkt.“ Ihn habe ein Leben lang eine enge Bindung zur Seefahrt begleitet – von der Kindheit am Elbdeich über sein Schiffbaustudium bis hin zu den Ämtern des Handelskammer-Präses und des Wirtschaftssenators. Horch zeigte sich von der Spendenaktion des THB so beeindruckt, dass er spontan ankündigte, den Betrag zu verdoppeln und ebenfalls den beiden Organisationen zu gleichen Teilen zukommen zu lassen.
Diakon und Duckdalben-Clubleiter Jan Oltmanns erlebt den Wandel, dem Seeleute vor allem nach Ausbruch der Schifffahrtskrise ausgesetzt sind, hautnah mit: „Neulich habe ich zum ersten Mal gesehen, wie zehn Containerbrücken gleichzeitig an einem Boxcarrier gearbeitet haben. Da kann man sich vorstellen, wie schnell das Löschen und Laden geht, für einen Landgang bleibt wirklich keine Zeit mehr.“
In einem zweiten Beispiel machte Oltmanns deutlich, welchen Stellenwert der Duckdalben mittlerweile auch bei den Behörden hat: „Wir erhielten einen richtiggehenden Notruf vom Zoll. Die Beamten baten um unsere Hilfe und berichteten uns von haarsträubenden Zuständen an Bord, unter denen die Besatzung zu leiden hatte: ein tyrannischer Kapitän, schlechtes Essen und lebensgefährliche Arbeitsbedingungen.“ Nach einer Alarmierung der Hafenstaatenkontrolle durch Oltmanns wurde das Schiff sofort an die Kette gelegt
Seit 33 Jahren ist der Duckdalben mittlerweile für Seeleute die erste und nächstgelegene Anlaufstelle im Hafen, von 10 bis 22.30 Uhr haben die Räumlichkeiten an der Zellmannstraße geöffnet. Das angenehme Ambiente spreche sich schnell unter den Seeleuten herum, berichtet Oltmanns. Oft höre er von seinen Gästen: „Wir fangen schon in Santos an, uns auf den Duckdalben in Hamburg zu freuen.“
Noch größer dürfte die Freude von Schiffbrüchigen sein, wenn am Horizont der ersehnte Seenotrettungskreuzer auftaucht. Dafür sorgt die DGzRS, die bei ihrem Engagement, ähnlich wie der „Duckdalben“, jedoch einen herben Rückschlag erlitten hat: „Normalerweise haben wir 60 Seenotrettungseinheiten, kürzlich wurde uns aber ein Boot an der Ostsee gestohlen, das bis heute nicht wieder aufgetaucht ist“, berichtete Ralf Krogmann, Leiter der DGzRS-Repräsentanz in Hamburg.
Zusammen mit Horch entwickelte er zu Beginn des vergangenen Jahres die Idee, den nächsten großen 28-Meter-Kreuzer auf den Namen „Hamburg“ zu taufen. Nur der Name des Tochterbootes ist noch offen. „Hierzu werden wir demnächst einen Wettbewerb starten und einen Hamburger Stadtteil als Namensgeber suchen“, verriet Krogmann. Fest steht jedoch schon, dass die neue „Hamburg“, die auf der Fassmer-Werft im Landkreis Wesermarsch gebaut wird, im April 2020 in Deutschlands größtem Seehafen getauft wird.
Auch wenn die DGzRS seit über 150 Jahren ihren Sitz in Bremen habe, sei Hamburg mit seinem Seehafen als „Tor zur Welt“ immer von besonderer Bedeutung für die Seenotretter, betonte Krogmann: „Seit jeher erfahren wir aus Hamburg wertvolle ideelle und finanzielle Unterstützung durch Menschen, die die Arbeit der Retter auf See zu schätzen wissen.“
Die neue „Hamburg“ wird das vierte Schiff der völlig neu konstruierten 28-Meter-Klasse. Das Typschiff hatten die Seenotretter Ende Mai 2015 auf den Namen „Ernst Meier-Hedde“ getauft und auf Amrum stationiert. Der zweite Seenotrettungskreuzer dieser Klasse ist die neue „Berlin“, die seit Anfang 2017 von Laboe aus die Kieler Förde sichert. Seit Sommer 2017 ist die „Anneliese Kramer“ auf der Station Cuxhaven im Einsatz.
Der jüngste Kreuzer soll nach seiner Ablieferung im Frühjahr 2020 auf der Station Borkum die „Alfried Krupp“ nach 32 Einsatzjahren ablösen. bo