Knapp 2000 Menschen protestierten

Im Kampf um den Schiffbau bei den Nordseewerken sind am Freitag knapp 2000 Menschen in Emden durch die Innenstadt gezogen.

Die Demonstranten zeigten sich kämpferisch und wütend, aber auch traurig. „Wir wollen nicht zulassen, dass eine über hundertjährige Tradition aus kurzfristigen Überlegungen der TKMS ein Ende findet", sagte Karl-Heinz Benner von der IG Metall der Nordseewerke. Die ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), zu denen auch die Werften Blohm + Voss in Hamburg und HDW in Kiel gehören, wollen sich von der Emder Werft trennen.

Für Montag ist die voraussichtlich entscheidende Aufsichtsratssitzung anberaumt. Die TKMS will Teile der Werft an die Siag
Schaaf Industrie AG verkaufen. Siag will rund 700 der 1400 Mitarbeiter übernehmen und Teile für Offshore-Windenergieanlagen bauen. Sollte TKMS ihr Konzept durchsetzen, will die IG Metall weiter kämpfen. Wenn es sein muss, sollen auch heute und morgen die Tore wieder geschlossen werden – „wenn die Entscheidung nicht so ausfällt, wie wir das wollen", so Frank Grabbert von der IG Metall Emden.

„Wir müssen von ThyssenKrupp verlangen, dass sie eine langfristige, eine nachhaltige Verantwortung für den gesamten Standort wahrnehmen", sagte Nieder-sachsen Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Er rechnet mit raschen Beschlüssen von ThyssenKrupp zur Zukunft des Standortes. ThyssenKrupp brauche die Beschlüsse wegen des Bilanz-Stichtages am 30. September, sagte Wulff. „Der zeitliche Druck ist immens", so der Ministerpräsident. Der Auftragseinbruch bringe die Werften enorm in Bedrängnis. Niedersachsens Regierungschef appellierte an ThyssenKrupp, eine einvernehmliche Lösung zu suchen. „Man kann mit einem Zugehen auf die Arbeitnehmerseite eher Beschlüsse bekommen, als mit der Strategie, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen."

Die Ansiedlung von Siag, die Bauteile für Offshore-Windanlagen fertigen, unterstützt das Land jedoch. „Das hilft, betriebsbedingte Kündigungen hoffentlich auf jeden Fall zu verhindern", meinte Wulff.

Im Kampf um den Schiffbau bei den Nordseewerken Emden hat sich Niedersachsens Landtag solidarisch mit der Belegschaft gezeigt und fast geschlossen Druck auf ThyssenKrupp gemacht. Die Fraktionen von CDU, FDP, SPD und Grünen verabschiedeten am Freitag einen Entschließ-ungsantrag, in dem der Nordseewerke-Eigner ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) aufgefordert wird, den Überwasserschiffbau in Emden zu erhalten. Die Linksfraktion enthielt sich dem Antrag, da sie anders als die übrigen Fraktionen, nicht auch den Marineschiffbau als existenziell für die Zukunft der Werft erachtet.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) begrüßte das geplante Engagement im Offshore-Bereich. „Wir heißen diesen Unternehmer als neuen Investor in Niedersachsen herzlich willkommen", sagte er. Dennoch müsse auch der Überwasserschiffbau erhalten bleiben. Rösler fordert zudem, die Zusage zum Fregatten-Bau in Emden einzuhalten. „Es gibt Zusagen, die Fregatte 125, zumindest zwei davon in Emden zu bauen." Wie von der Politik müsse man auch von Unternehmen Vertrauenswürdigkeit erwarten können.

Fraktionsübergreifend wurde der TKMS-Plan als keine strategische Entscheidung, sondern kurzfristige Profitgier gegeißelt. Im Anschluss an die Landtagsdebatte übergab der Betriebsratsvorsitzende der Werft, Fritz Niemeier, Ministerpräsident Wulff rund 15 000 Unterschriften von besorgten Mitarbeitern. Niemeier bedankte sich bei den Fraktionen für die Unterstützung. „Das gibt uns die Kraft, weiter zu kämpfen."

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