Kompromiss um Nothafen Darßer Ort

Waffenstillstand im Sand-Streit: Nach monatelangem politischen Hickhack haben sich das Schweriner Verkehrsministerium und Umweltverbände am Freitag auf ein neuerliches Ausbaggern des Nothafens Darßer Ort verständigt und die baldige Stationierung eines Seenotrettungskreuzers angekündigt.

Sowohl das Ministerium als auch die Umweltstiftung WWF und der BUND bestätigten entsprechende Angaben der FDP-Landtagsfraktion. Laut dem Kompromiss soll je ein Drittel der 56 000 Kubikmeter Sand aus dem gesperrten Nothafen auf offener See, in einem Seitenarm des Hafenbeckens und in der Nähe des Strandes an der Nordspitze des Darß verklappt werden.

Der Einigung war ein skurriler Schlagabtausch zwischen Land und Umweltschützern vorausgegangen, der zuletzt die Justiz beschäftigte.

Beide Seiten hatten erbittert darüber gestritten, wo der Ostsee-Schlick gelagert werden soll. Die Säuberung des Nothafens von eingespültem Sand ist nötig, um ihn für eine Übergangszeit wieder für einen Kreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) freizumachen, ehe im benachbarten Prerow ein - ebenfalls nicht unumstrittener - Ersatzhafen gebaut wird. WWF und BUND hatten vorvergangene Woche einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Greifswald eingereicht und mit einer förmlichen Klage gedroht.

Nicht ob, sondern darüber, wo der Schlick abgekippt wird, hatten beide Seiten heftig gestritten. Das Ministerium wollte den Sand von einer dänischen Spezialreederei im Meer verklappen lassen. Der Eilantrag stoppte dies. Nun einigten sich die Beteiligten auf eine Drittelung in Meer, Hafen und Strand, damit die Baggerarbeiten nach mehrmaliger Verschiebung fortgesetzt werden können. Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD) teilte mit, am Montag solle es weitergehen: «Damit ist gesichert, dass der Rettungskreuzer im Frühjahr wieder im Nothafen stationiert werden kann.» Der Rechtsstreit sei beendet.

Die Initiative zur Einigung ging jedoch nicht von den Streithähnen selbst aus. Die Greifswalder Kammer habe einen Vergleich vorgeschlagen, den beide Seiten annahmen, hieß es. «Es geht um die Rettung von Menschenleben, nicht darum, wer recht hat», erklärte Schlotmann. Die verbleibende Wassertiefe im Hafenbecken von gut drei Metern reiche für den Kreuzer und in Seenot geratene Sportboote aus.

WWF und BUND betonten, sie gingen davon aus, dass dies «die letztmalige Baggerung der Zufahrt zum Nothafen» sei. Das Land habe ihm zugesichert, das Provisorium inmitten des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft danach nicht mehr zu verlängern, sagte WWF-Ostsee-Experte Jochen Lamp. Der Anlegeplatz des DGzRS-Bootes sei auch in seinem Interesse. BUND-Landeschefin Corinna Cwielag räumte ein: «Wir konnten zwar unsere Forderung nicht durchsetzen, dass die Baggerung gar nicht stattfindet und aller Sand zur Renaturierung des Hafenbeckens genutzt wird». Dennoch habe man erreicht, «dass das Kapitel Nothafen Darßer Ort endlich geschlossen werden kann».

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