Krabben knapp und teuer - Naturprodukt kommt und geht

(Bild: Joachim Müllerchen)

(Bild: Christian Hager)
Sturm, Schnee oder Eis können "Nixe II" derzeit nichts anhaben. Der Krabbenkutter aus dem niedersächsischen Dorum liegt hoch und trocken auf einer Werft in Büsum (Schleswig-Holstein). Eigner Stephan Hellberg nutzt die Winterpause zur "Herzoperation" auf der "Nixe": Der 1977 gebaute Kutter bekommt eine neue Maschine.
"Die ist umweltfreundlicher und verbraucht weniger Treibstoff als der alte Motor mit 300 PS, das spart Kosten", sagt der Fischer. Von seiner vorerst letzten Fangfahrt Ende November hat er nur rund 100 Kilo statt der üblichen einen Tonne Krabben mitgebracht. Bei derart geringen Mengen lohnen sich die Ausfahrten im Winter nicht.
"Die Krabbe ist ein Zugtier und wandert im Herbst aus dem flachen Wattenmeer in tiefere Gewässer", weiß Hellberg. Im Frühjahr kommen die Schalentiere zurück, um zu laichen. Im März fahren dann auch die Fischer wieder raus. Das ist normal für die Saison. Ungewöhnlich ist in diesem Jahr jedoch die geringe Ausbeute: Denn die dürftige Bilanz von Hellbergs letzter Fangreise ist typisch für die gesamte Saison.
Eine Ursache sieht der 49-Jährige in den vielen Wittlingen, die sich stark vermehrt haben. Die dorschartigen Fische fressen die kleinen Krabben weg, der Nachwuchs bleibt aus. Das Naturprodukt unterliegt eben seinen eigenen Gesetzen, und das hat auch Folgen für Markt und Verbraucher.
Halbierte Mengen
"Im Vergleich zu den 12.000 Tonnen im Vorjahr haben sich die Fänge in diesem Jahr halbiert, die Preise aber mehr als verdoppelt", sagt Philipp Oberdörffer von der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer in Cuxhaven. Die Gesellschaft mit 100 Krabbenkuttern in 20 Nordseehäfen hat sich 2012 gegründet, um ihre Marktposition zu stärken und einen Gegenpol zu Großhändlern zu schaffen.
Aktuell liegt der Erzeugerpreis für ein Kilogramm der ungeschälten Schalentiere bei mehr als acht Euro. Im Jahresdurchschnitt 2015 waren es rund 3,40 Euro, im Krisenjahr 2011 sogar nur knapp 1,30 Euro.
Zusammen mit hohen Dieselpreisen waren Fangfahrten damals ein Zuschussgeschäft. Inzwischen kommen die meisten Betriebe wirtschaftlich gut zurecht, niedrige Treibstoffpreise und gute Marktpreise lassen Zeit zum Durchatmen.
Doch der starke Rückgang der Fänge bereitet den Fischern zunehmend Sorgen. "Seit 1990 waren die Anlandungen nicht so niedrig wie jetzt", sagt Oberdörffer mit Blick auf die neue Saison. Wie gut die Aussichten auf das Krabbenjahr 2017 sind, lässt sich derzeit schwer vorhersagen. Mit der neuen Brut werden die Karten neu gemischt, im Spätsommer kann sich das Blatt wenden.
Zeit für die Familie
Auch Fischer Hellberg aus Dorum hofft dann auf bessere Fänge. Zunächst noch stehen Netze flicken, Reparaturen und Wartungsarbeiten auf dem Programm. Danach ist ein kleiner Urlaub geplant und auch für die Enkel ist wieder mehr Zeit. Seine beiden Kinder konnte der Seemann nicht für sein Handwerk begeistern: Sohn und Tochter arbeiten ganz bodenständig an Land. (dpa)