Kurzarbeit bis August bei NSWE

Die traditionsreiche Emder Schiffswerft Nordseewerke startet im Sommer ins moderne Zeitalter der Offshore-Windenergie. Bis dahin werden bis zu 300 der 700 Beschäftigten in Kurzarbeit gehen müssen. Zur Jahresmitte solle der Bau der ersten Komponenten für Windkraftanlagen auf See beginnen, sagte gestern Rüdiger Schaaf, Vorstandsvorsitzender der Siag Schaaf Industrie AG. Das Unternehmen aus Dernbach (Rheinland-Pfalz) hatte die ostfriesische Werft am 8. März zu großen Teilen von ThyssenKrupp übernommen.

«Ich weiß, dass es wehtut, wenn wir Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, aber wir werden keinen entlassen», versprach Schaaf. Notfalls müssten Mitarbeiter aus Emden andere Standorte in den Vereinigten Staaten, in Ägypten oder deutsche Siag-Werke unterstützen. «Da gibt's an allen Orten irgendwo Arbeit, wenn man sich bemüht.» Das bisherige Konzept sehe aber auch eine stärkere Belegschaft von 900 Beschäftigten bis 2013 vor, sagte Siag-Finanzvorstand Roland Schüttpelz.

Schaaf will mit weit über 30 Millionen Euro Investitionen die alte Werft zu einem modernen Standort umbauen. Der Siag-Chef kündigte auch ein eigenes Konzept zum Bau und zur Kostenberechnung von Meereswindparks an. Er schloss dabei den Bau von Spezialschiffen für unterschiedliche Aufgaben beim Windpark-Bau nicht aus. So sei das Bauschiff «Wind Lift 1» für Offshore-Windparks im Ausland zu teuer gebaut und verspätet abgeliefert worden. Dieser Auftrag wäre auch von Anfang an in Emden möglich gewesen, betonte Schaaf: «Die Dummheit des Menschen und das Weltall sind unendlich. Am Letzten zweifel ich manchmal.»

Der Siag-Chef kritisierte, dass staatliche Fördermittel für Bauprojekte teilweise Arbeitsplätze im Ausland anstatt in Deutschland sicherten. «Es werden ja auch Fördermittel für Schiffe vergeben, die dann in Korea gebaut werden.» Er werde versuchen, auch Wettbewerbern in Südostasien die Stirn zu bieten. Sein mittelständisches Familienunternehmen wolle nicht kurzfristig Ergebnisse erzielen, sondern in die Zukunft investieren. «Es war für die Siag und die Nordseewerke mehr als ein Geschenk Gottes, dass wir kurzfristig zueinander gekommen sind.»

Siag Nordseewerke will Komponenten wie Stahlrohrtürme, Generatorträger, Fundamente sowie Umspannplattformen für den auf See erzeugten Wind produzieren. Mit dem Auslaufen der U-Boot-Fertigung soll bis Mitte 2011 im sanften Übergang die Offshore-Produktion anlaufen. Anfangs sollen jährlich zunächst 100 Türme und weitere Bauteile entstehen. Emden wäre dann größter Produktionsstandort für Offshore-Stahlbaukomponenten.

Siag hat nach den Worten von Schaaf von allen großen Offshore-Herstellern Angebote vorliegen und ist im Gespräch mit großen Energieversorgern. Er rechne noch mit einigen Anlaufschwierigkeiten in der Offshore-Entwicklung: «Es wird noch ruckeln an allen Ecken und Kanten. Diese Branche hat gerade erst begonnen, wach zu werden.» In Deutschland gehe es sehr bürokratisch zu, etwa bei Genehmigungsverfahren und Sicherheitsbestimmungen. «Aber wenn's mal läuft, dann läuft's richtig.» 2012 werde es richtig «brummen» und der Markt boomen.

Die Belegschaft der Siag Nordseewerke in Emden hat das Konzept des neuen Eigentümers der verkauften Traditionswerft begrüßt. «Wir stehen hinter dem Konzept von Rüdiger Schaaf», sagte am Dienstag Betriebsratsvorsitzender Erwin Heinks nach einer Betriebsversammlung. Die Ankündigung von Investitionen für den Ausbau als Offshore-Standort seien sehr gut angekommen. Zudem mache die Prognose für Wachstum der Branche Hoffnung, sagte Heinks. So seien in den nächsten Jahren bis zu 20 000 Anlagen in Nord- und Ostsee geplant. In den vergangenen Monaten war es teilweise zu Unruhe in der Belegschaft gekommen, weil sich die Übernahme verzögert hatte.

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