Lauenburgs Schiffer „högen“ sich

Lauenburg, hier mit dem Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ und dem Eisbrecher „Elbe“, pflegt die Tradion

Frank Fischer steckt im Kostüm der Lustigen Person der Brüderschaft, Fotos: Timo Jann
Eine der ältesten Brüderschaften im Norden steht vor ihrem größten Fest: Die Schifferbrüderschaft von 1635 in Lauenburg an der Elbe feiert diesen Freitag und Sonnabend die Schipperhöge. Höge ist niederdeutsch und bedeutet Freude. Die Mitglieder bewahren das maritime Brauchtum in der alten Schifferstadt seit Jahrhunderten. Gegründet zu Zeiten als der 30-jährige Krieg (1618-1648) tobte und die Pest grassierte, hat sich die Versicherung auf Gegenseitigkeit bis heute gehalten. Heißt, dass die Hinterbliebenen auch heute ein Sterbegeld bekommen und Schifferbrüder Verstorbenen zu Grabe tragen.
1635 hatten sich Schiffer und Schiffsbedienstete zusammengeschlossen und gemeinsam in eine Kasse eingezahlt. Bis heute dürfen satzungsgemäß nur Männer der Brüderschaft beitreten. „Wir wollen unsere Tradition bewahren, es geht in dieser hektischen Zeit doch schon genug verloren“, erklärt Helge Lohfink, der Erste Ältermann. Er hatte sogar einen Termin bei der Unesco und dort die fast 400-jährige Tradition präsentiert. „Wir sind kein eingetragener Verein und finanzieren uns selbst, da ist das, was das Finanzamt sich vorstellt, für uns kein Thema“, ist der Ältermann erleichtert.
„Bei uns gelten nach wie vor strenge Regeln“, stellt Lohfink klar. So steht im schweinsledernen Buch der Brüderschaft geschrieben, wie Aufnahmezeremonien abzulaufen haben und welche Strafe es bei Verfehlungen, etwa für übermäßigen Bierkonsum, gibt.
Weil in früheren Jahrzehnten meistens Frost und Eis im Januar die Schifffahrt ruhen ließen, wird die Schipperhöge immer zu dieser Zeit gefeiert. Denn die Schiffer saßen zu Hause fest, also war Zeit zum Feiern. „Diesmal werden wir improvisieren“, kündigt Andreas Panz, der Schriftführer der Schifferbrüderschaft an. Denn der angestammte Festsaal steht nicht zur Verfügung.
Los geht es Freitag und Sonnabend jeweils um 8.45 Uhr. Dann nimmt die Lustige Person eine Kinderschar mit und zieht los. Am Schloss vorbei geht es in die Altstadt. Clowns der Brüderschaft mit ihren bedrohlich klappernden Gehorsamshölzern begleiten den Zug und sorgen für Ordnung. Im 250 Jahre alten bunten Flickenkostüm der Lustigen Person steckt Frank Fischer. Er überbringt den Mitgliedern die Neujahrsgrüße des Vorstandes und bekommt im Gegenzug jede Menge Süßigkeiten, die er den Kindern zuwirft. „Gäste sind natürlich willkommen“, sagt Panz. Bei ihren Festbällen bleiben die Mitglieder allerdings unter sich.
Lauenburg spielte schon zur Hanse eine wichtige Rolle und schätzt seine Geschichte. Über den Stecknitzkanal wurde Salz von Lüneburg nach Lübeck transportiert. Noch heute erinnert an diese Zeit die Schiffergesellschaft in Lübeck. 1900 wurde der Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Lauenburg und Lübeck als Nachfolger der Stecknitzfahrt eingeweiht. tja