Lindenau-Werft vor dem Aus
Der Lindenau-Werft in Kiel droht trotz massiver Entlassungen das finanzielle Aus, falls ein dringend benötigter Kredit ausbleibt. Die HSH Nordbank habe die Finanzierung des einzigen Neubau-Auftrages vorläufig abgelehnt, teilte der Kieler IG- Metall-Chef Wolfgang Mädel gestern mit.
Auf Initiative der Landesregierung Schleswig-Holsteins sind neue Gespräche zwischen der Lindenau-Werft und der HSH Nordbank aufgenommen worden, um die Finanzierung des zu bauenden Schiffes zu ermöglichen, bestätigte Insolvenzverwalter Jan H. Wilhelm gestern. „Ministerpräsident Carstensen hat sich hervorragend eingesetzt", lobte indes IG-Metall-Chef Mädel.
Die für den Bau eines Doppelhüllentankers notwendigen neun Millionen Euro sind Voraussetzung für den beschlossenen Neustart. Der Auftrag der Cuxhavener Reederei Glüsing hatte im April für ein Aufatmen bei der Traditionswerft gesorgt. Glüsing steht zu dem Auftrag, erwartet aber kurzfristig eine Finanzierungsgarantie. Zum 1. Juli soll Lindenau mit nur noch 95 Mitarbeitern und zehn Auszubildenden antreten. Nach zwanzig Monaten im Insolvenzverfahren werden 156 Kollegen entlassen. Nur so habe ein jetziges Aus verhindert werden können, sagte Mädel. Sollte der Kredit endgültig abgelehnt werden, wäre das ein „absoluter Tiefschlag" für die Neustrukturierung der Werft. Auch mit reduzierter Mannschaft will Lindenau die bisherige Bandbreite des Angebots für Neubauten und Reparaturen aufrechterhalten. Die Zukunft sieht Geschäftsführer Dieter Kühne vor allem im Bau kleinerer Spezialschiffe. „Wir müssen jetzt nur den Gordischen Knoten durchschlagen", sagte er mit Blick auf die Kreditklemme. Mit dem Küstentanker „Seychelles Paradise" übergab Lindenau im Oktober 2009 den vorerst letzten Neubau.