Mindestens 400 Entlassungen geplant

Die Hegemann-Werften in Stralsund und Wolgast stehen vor einer Entlassungswelle. An beiden Standorten will das finanziell angeschlagene Unternehmen bis Frühjahr 2010 mindestens 400 Stellen streichen. Darüber hinaus will sich der Verbund mit gravierenden Einsparungen im «deutlich zweistelligen Millionenbereich» für die Zukunft aufstellen, sagte Unternehmenssprecher Torsten Henkel am Freitag. Manager und leitende Angestellte müssten Gehaltseinschnitte von 20 Prozent hinnehmen. Diese Maßnahmen sind die ersten Eckpunkte eines Restrukturierungskonzeptes.

Das Konzept ist Voraussetzung für die dringend benötigte Anschlussfinanzierung für die Werften nach dem 15. Dezember. Die Mitarbeiter wurden am Freitag auf Belegschaftsversammlungen über die Vorhaben informiert. Auf den Werften in Stralsund und Wolgast arbeiten 2000 Beschäftigte. Mit dem geplanten Personalabbau fällt jeder fünfte Arbeitsplatz weg. Die von der Entlassung betroffenen Mitarbeiter sollen Anfang 2010 in eine Transfergesellschaft überführt werden. Damit will das Unternehmen den Stellenabbau möglichst sozialverträglich gestalten. Für die Rolandwerft in Berne (Niedersachsen) soll es eine gesonderte Lösung geben. Danach soll die Werft losgelöst von der Werftengruppe als unabhängige Einheit weitergeführt werden.

«Die ersten Ergebnisse unserer Analyse bieten eine vielversprechende Grundlage dafür, die Werftengruppe erfolgreich und wettbewerbsfähig aufzustellen», sagte der Generalbevollmächtigte der Hegemann-Werften, Martin Hammer. Der Sanierungsexperte wurde vor einem Monat mit der Gewährung einer 65 Millionen Euro schweren Überbrückungshilfe von Land, Bund und Banken eingesetzt. Seitdem sind auch Wirtschaftsprüfer an den Standorten tätig, um nach Einsparpotenzialen zu suchen. Mit dem Konzept soll eine strukturelle Neupositionierung erzielt werden, mit der sich die hochmodernen Werften nachhaltig am Weltmarkt behaupten können, sagte Hammer.

Die IG Metall kritisierte den geplanten Stellenabbau scharf. «Bei der Sanierung darf es nicht nur um Stellenstreichungen gehen. Wir brauchen ein Zukunftskonzept für die Werften, das Beschäftigung sichert und nicht gefährdet», erklärte die Chefin der IG Metall Küste, Jutta Blankau. Die Gewerkschaft forderte den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und den Erhalt der drei Standorte in Stralsund, Wolgast und Berne. Die Mitarbeiter leisteten bereits einen Sanierungsbeitrag in Höhe von zwei Millionen Euro, indem sie auf die Hälfte des Weihnachtsgeldes verzichten, sagte Blankau. Gefordert sei ein substanzielles und umfassendes Zukunftskonzept. So müsse überlegt werden, ob nicht Arbeit von außen - wie Offshore oder Stahlbau - auf die Werften geholt werden könne, sagte ein IG Metall-Sprecher. «Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.»

Das Wirtschaftsministerium verwies auf die schwierige Situation des Schiffbaus. «Das Land ist bereit die Werften zu unterstützen, solange das volkswirtschaftlich vertretbar und beihilferechtlich möglich ist», sagte Ministeriumssprecher Gerd Lange.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben