Museumswerft baut "Jesus-Boot"

Die Museumswerft in Flensburg baut derzeit nach archäologischen Vorgaben ein «Jesus-Boot» nach.

«Das ist sehr spannend, weil wir uns auch mit dem Umfeld und der Geschichte befassen müssen», erzählt Uwe Kutzner, Leiter der Flensburger Museumswerft. Die Überreste des Originals wurden 1986 im See Genezareth in Israel gefunden. Sie werden auf die Zeit zwischen 100 vor Christus bis 70 nach Christus datiert. Das Gebiet um den See gilt als das Zentrum des Wirkens Jesu.

Dass nur Überreste des Bootes erhalten sind, macht die Arbeit für die Bootsbauer schwierig. «Man weiß gar nicht, wie es tatsächlich ausgesehen hat», sagt Kutzner. Zudem seien damals zehn verschiedene Holzsorten verbaut worden. «Das ist heute undenkbar.» Damals wurde das Boot wohl gerudert und gesegelt, für den Nachbau kommt aber mit einem Motor eine weitere Antriebsart dazu. «Das ist ein Zugeständnis, damit es auch verwendet werden kann.» Von außen soll das fast zehn Meter lange Boot jedoch wie damals aussehen, auch wenn das Segel nicht mehr aus Tuch, sondern aus Kunststoff sein wird. «Man kann das alles auch original machen, aber dann müsste es jeden Tag zeitaufwendig gewartet werden«, erklärt Kutzner.

Das rund 50.000 Euro teure Boot hat das Bibelzentrum Johanniskloster in Schleswig in Auftrag gegeben. «Wir haben in unserem Erlebnismuseum zur Bibel viele Stationen, die zeigen, wie die Menschen zur Zeit der Bibelentstehung gelebt haben. Mit dem Boot wollen wir auf der Schlei zeigen, wie Fischer damals auf dem See Genezareth gefahren sind», erläutert die Leiterin des Bibelzentrums, Gisela Andresen. Kutzner dagegen hält sich bei der geschichtlichen Einordnung des Originals zurück. Auf dem See seien damals viele Boote unterwegs gewesen, auch römische Schiffe. «Eine gesicherte Zuordnung ist daher schwerlich möglich.» Es sei aber spannend, dieser Frage nachzugehen, bis sie einigermaßen geklärt sei.

Bis zum 23. April hat der Bootsbaumeister Thomas Frömming noch Zeit, das Boot fertigzustellen. Dann geht es auf eine einwöchige Erprobungsfahrt, ehe es am 1. Mai übergeben wird. Vom Liegeplatz im Schleswiger Hafen, den die Stadt zur Verfügung gestellt hat, soll das Schiff für Fahrten mit Jugendlichen genutzt werden.

Die 1996 gegründete Werft hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Schiffe zu restaurieren oder Repliken zu bauen und in Fahrt zu bringen. In Kursen könne sich Eltern mit ihren Kindern daran beteiligen. Die Werft hat sich auch auf Museumspädagogik ausgerichtet. Seit der Gründung hat sie 25 Neubauten abgeliefert, darunter ein Schleikahn, ein Wikinger-Beiboot für das Wikinger Museum Haithabu und mehrere offene Fischerboote. Kutzner berichtete, die Werft stehe derzeit in Verhandlungen, einen Westindien-Segler nachzubauen.

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