Neues Leben für alten Segler

Hinter diesem 1927 auf der Werft Krämer, Vagt und Beckmann in Büsum nach dem Vorbild eines hochseetauglichen Nordseekutters gebauten Schiff steht eine bewegte Geschichte: die Rede ist von der „Feuerland“, die jetzt zur Museumwerft Flensburg transportiert wurde.

Vor mehr als 90 Jahren hatte der ehemalige Marine-Offizier und Flieger Gunther Plüschow den Bau des Expeditionsschiffs in Auftrag gegeben. Der rund 50 Tonnen schwere Segler mit einem Rumpf aus Eichenholz sollte Plüschow als schwimmende Basis für seine Feuerland expedition dienen. Tender, Reparaturwerkstatt, Treibstofftransporter, Dunkelkammer für die Filmentwicklung und Schutz gegen die eisigen Stürme an der Südspitze Südamerikas – die „Feuerland“ hatte gleich mehrere wichtige Rollen im Rahmen von Plüschows Flugerkundung übernommen. Aber bereits 1929 musste der Pilot sein Schiff wieder verkaufen – Geld mangel hatte sein Abenteuer frühzeitig beendet.

Als „Penelope“ diente das 16,2 Meter lange und 4,9 Meter breite Segelschiff dann jahrzehntelang als Versorger zwischen dem Festland und den Falklandinseln, überstand sogar den Falkland-Konflikt 1982. 1989 trat die „Penelope“ ihre vorläufig letzte Aufgabe an und wurde in den Dienst der Wissenschaft auf den Falklandinseln gestellt. Mehr als zehn Jahre vergingen, bis der deutsche Kapitän Bernd Buchner den Zweimaster 2001 wiederentdeckte. Vor dem Hintergrund seines historischen Werts für die deutsche Schifffahrtsgeschichte erwarb Buchner das Schiff und plante die Rückholung nach Deutschland. Als klar geworden war, dass die Fahrt über den Atlantik nicht auf eigenem Rumpf gelingen würde, schaffte die Traditionsreederei Hamburg Süd Abhilfe: An Bord des Containerschiffs „Monte Cervantes“ ging es für die „Feuerland“ 2006 zurück in die Heimat.

Zu dieser Zeit wurde in Deutschland der „Förderkreis Kulturdenkmal Expeditionsschiff Feuerland“ gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das Schiff denkmal gerecht zu restaurieren und seetauglich zu machen. 2007 kam der Segler auf das Gelände der Werft Jugend in Arbeit (JiA) in Hamburg-Harburg. Dort wurde die „Feuerland“ zurückgebaut und entkernt. Einige Schiffsteile wurden restauriert, die Tanks neu gebaut und zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen – über Farbgutachten bis hin zur Schiffsvermessung.

Doch dann meldete JiA Insolvenz an, die Arbeiten wurden eingestellt. Wind und Wetter haben der Feuerland – die zwischenzeitig in der „Denkmalschiff Feuerland gGmbH“ einen neuen Eigentümer fand – deutlich zugesetzt. Den Zustand des Expeditionsseglers beschrieb die Organisation als „kritisch“. Für den Erhalt des Schiffs musste eine andere Werft gesucht werden – und das gelang. In der Museumswerft Flensburg habe man nun eine „neue Heimat“ und „den perfekten Partner“ gefunden, heißt es bei der gemeinnützigen GmbH.

Jetzt folgte schließlich die Umsetzung von Harburg nach Flensburg. Per Spezialtransport wurde die „Feuerland“ in ihrem aktuellen Zustand auf dem Landweg nach Schleswig-Holstein gebracht. Auf der Museumswerft sollen die Arbeiten weitergehen, doch die kosten. Insgesamt mehr als eine Million Euro sind erforderlich, um den Zweimaster wieder Fahrt zu bringen. Dafür ist der Förderkreis auf finanzielle Unterstützung oder auch Sachspenden angewiesen.

Das Ziel haben die Mitglieder des Vereins aber klar vor Augen, denn eine neue Aufgabe hat die „Feuerland“ bereits erhalten: Der Segler soll als Netzwerkschiff für einen guten Zweck eingesetzt werden. Dann soll er als „Symbol für Entdeckertum, Weltoffenheit und Völkerverbundenheit“ Häfen in aller Welt ansteuern und dort soziale Projekte anstoßen, so der Plan des Förderkreises. Auch an das Leben des Entdeckers Gunther Plüschow, der 1931 bei einem Flugzeugabsturz starb, soll dann erinnert werden. ger

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