Nord- und Ostsee wärmer als bekannt
Der weltweite Klimawandel erwärmt die Nord- und Ostsee stärker als bisher bekannt. Das hat nach Darstellung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg die Auswertung der Nordsee-Temperaturen für den Monat Juni gezeigt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 12,8 Grad Celsius lagen die Temperaturen der Nordseeoberfläche um 0,8 Grad über dem langjährigen Mittel, wie der Wissenschaftler Hartmut Heinrich berichtet. «Der windige Monat Juni mit seinen relativ niedrigen Lufttemperaturen hat in der Nordsee nicht zu einer nennenswerten Abkühlung geführt.» Auch die tieferen Wasserschichten hätten sich stark erwärmt.
Nach Ansicht des Hamburger Klimaforschers Prof. Hans von Storch reichen die derzeitigen Anstrengungen zum Klimaschutz bei weitem nicht aus. «Hier sind viel stärkere Bemühungen nötig, wenn das Zwei- Grad-Ziel erreicht werden soll», sagt dazu der Leiter des Instituts für Küstenforschung am Forschungszentrum Geesthacht (GKSS). Die Bundesregierung und die EU wollen die Temperaturerwärmung im Vergleich zum Jahr 1850 auf zwei Grad Celsius begrenzen. «Ich halte es für ausgeschlossen, dass es erreicht wird.»
Um die Auswirkungen des globalen Klimawandels aufzuhalten, müsste der Ausstoß von Treibhausgasen massiv verringert werden - «und zwar überall auf der Welt, nicht nur in Deutschland». Norddeutschland werde vom Klimawandel aufgrund der Küsten besonders hart getroffen, erläuterte der Wissenschaftler. «Da muss man wirklich etwas tun - etwa die Deiche erhöhen oder den einen oder anderen Polder doch im Extremfall volllaufen lassen.» Der Meeresspiegel steigt nach Storchs Angaben bis 2030 voraussichtlich um etwa 20 Zentimeter. Die Zahl sei aber mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.