Notkredit für Hegemann-Werften

Ein halbes Jahr nach der Insolvenz der Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde wird ein weiterer großer Schiffbauer immer mehr zum Sorgenkind.

Das angeschlagene Bremer Unternehmen Hegemann mit Standorten unter anderem in Stralsund und Wolgast soll vom Land einen neuen Überbrückungskredit in Höhe von 20 Millionen Euro erhalten. Das teilte die Landesregierung gestern dem Wirtschaftsausschuss des Landtags mit. Der Ausschussvorsitzende Jochen Schulte (SPD) begrüßte das Engagement der Regierung als alternativlos. «Es geht schließlich um über 2000 Arbeitsplätze», erklärte Schulte nach der Sitzung. Der Finanzausschuss soll sich am Donnerstag mit dem Thema befassen.

Auch der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Wolfgang Waldmüller, verteidigte das Darlehen zur Überwindung von Liquiditätsengpässen. «Die vorgesehenen Hilfen sind sinnvoll, um die sanierungsfähigen Werften nicht in Insolvenz gehen zu lassen», machte Waldmüller in einer Pressemitteilung deutlich. Im Gegensatz zu den Nordic Yards, den früheren Wadan-Werften, seien die Auftragsbücher bei Hegemann gut gefüllt. Bei einer Erfüllung der Aufträge sei die Rückzahlung der jetzt in Rede stehenden Unterstützung gewährleistet.

Grund für den neuen Notkredit ist nach Informationen von NDR 1 Radio MV, dass Hegemann offenbar weniger für die Sanierung seines Unternehmens zahlt als erwartet. Ein Sanierungskonzept werde erst Ende Januar fertig sein. Ursprünglich hatte das Konzept, das Voraussetzung für eine 280-Millionen-Euro-Bürgschaft von Bund und Land sein soll, schon Ende November stehen sollen. Im Oktober hatte das Land bereits einen Kredit über 28 Millionen Euro gewährt.

Schulte forderte «ein in sich schlüssiges Sanierungskonzept». Auch Hegemann müsse seiner unternehmerischen Pflicht nachkommen und einen «deutlich wahrnehmbaren finanziellen Eigenbeitrag» zur Gesundung der Werften leisten. «Es kann nicht angehen, dass immer wieder mit der Gefährdung von Arbeitsplätzen gedroht wird, um Geld vom Steuerzahler zu erpressen», betonte Schulte.

Hegemann-Sprecher Torsten Henkel erklärte, das von Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern erarbeitete Konzept solle voraussichtlich bis Ende Dezember fertig gestellt sein, dann erfolge ein Abstimmungsprozess. Henkel verwies auf die Mitte November bekannt gewordenen Eckpunkte. Danach sollen an beiden Standorten bis Frühjahr 2010 mindestens 400 Stellen gestrichen werden. In dem Konzept würden alle Möglichkeiten einer Restrukturierung geprüft, sagte er. Auf die Frage, ob dies auch den Verkauf der Werften beinhalte, sagte er: «Schwerpunkt ist mit Sicherheit nicht der Verkauf.»

Die IG-Metall erwartet für Anfang Januar das Gutachten mit konkreten Aussagen, hält aber einen Stellenabbau nicht für erforderlich. Zunächst sollten die zur Verfügung stehenden Instrumentarien der Kurzarbeit ausgeschöpft werden, sagte der IG- Metall-Bevollmächtigte Guido Fröschke. Er verwies darauf, dass die Belegschaft bereits auf die Hälfte des Weihnachtsgeldes verzichtet und damit zwei Millionen Euro zur Sanierung des Unternehmens beigetragen habe.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben