Oaktree will langfristig bei HHL bleiben

Von Oaktree eingesetzter Beluga-Chef Roger Iliffe und Insolvenzverwalter Edgar Grönda (v.l.). Foto: M. Meyer
Die Bremer Beluga-Reederei wird endgültig abgewickelt. Anteilseigner Oaktree will sich nun trotz schlechter Marktaussichten langfristig bei der neu gegründeten Hansa Heavy Lift (HHL) engagieren.
„Gewöhnlich dauern unsere Investments sieben bis zehn Jahre. Ich sehe keinen Grund, warum das hier nicht so sein sollte“, machte Oaktree-Vizepräsident und Beluga-Geschäftsführer Roger Iliffe am Montag in Bremen deutlich. Zuvor hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Edgar Grönda bekannt gegeben, dass für einen Großteil der Beluga-Gruppe die Insolvenz eröffnet wird. Die verbliebenen 16 der einstmals über 70 Schiffe werden zukünftig von HHL betrieben, einer 100-prozentigen Oaktree-Tochter.
Neun davon sind bereits Eigentum von Oaktree. Sie sind langfristig an HHL verchartert. Sechs weitere KG-Schiffe sind noch unter Beluga-Kontrolle, gehören also wie die „Beluga Family“, die im Besitz der Beluga Chartering ist, zur Insolvenzmasse. Diese sieben Schwergutfrachter sollen an Oaktree verkauft werden. Laut Iliffe sind drei Schiffe noch wegen ausstehender Zahlungsverpflichtungen arrestiert. Insgesamt sieht er nach wie vor große Probleme in der Schwergutschifffahrt: „Die Marktlage ist schlecht. Wir erwarten aber, dass es in der zweiten Jahreshälfte 2012 eine signifikante Erholung geben wird.“ Die von Niels Stolberg bestellten 20 000-Tonnen-Neubauten werden dennoch übernommen. 23 Schiffe wird die Flotte dann umfassen. Kürzlich kam die „HHL Tokyo“ in Fahrt, Ende Mai wird die „HHL Congo“ erwartet. Bezüglich der weiteren Frachter, die in den nächsten Monaten abgeliefert werden dürften, laufen Gespräche mit den Werften. Die Finanzierung durch Oaktree steht bereits. Iliffe deutete an, dass die Flotte durchaus weiter wachsen könnte: Wenn sich Schwergutschiffe mit mehr als 700 Tonnen Krankapazität im Markt befinden, sei man für Verhandlungen offen.
Zu den Vorwürfen, Oaktree habe mit überzogenen Forderungen die Beluga-Gläubiger verschreckt und so die Insolvenz bewusst herbeigeführt, sagte der Manager: „Es war eine Ausnahmesituation, in der wir schnell agieren mussten. Dass die Verhandlungen nicht erfolgreich waren, lag aber nicht an mangelnder Branchenerfahrung unsererseits.“ Oaktree hat bislang etwa 20 Millionen Dollar an Nachfinanzierungen in die Beluga-Flotte gesteckt, um den Schiffsbetrieb aufrechtzuerhalten. Wäre das Geld nicht geflossen, hätte eine Zwangsversteigerung der in die Kette gelegten Schiffe gedroht.
Etwa 70 ehemalige Beluga-Angestellte werden bei HHL arbeiten. 224 der 671 Mitarbeiter der von den zahlreichen Insolvenzen betroffenen Beluga-Unternehmen erhalten Kündigungen. Nach den Insolvenzanträgen hatten bereits 209 Beschäftigte selbst gekündigt oder Aufhebungsverträge unterzeichnet. 65 Mitarbeiter aus allen Abteilungen beteiligen sich als „Wissensträger“ an der Abwicklung der Reederei. Danach wird es Beluga nicht mehr geben. Die Offshore-Joint-Ventures, die keinen Insolvenzantrag gestellt hatten, etwa dasjenige mit Hochtief, führen ihre Geschäfte weiter.
„Wir haben die Untersuchung der unübersichtlichen Strukturen und Geschäfte noch nicht abgeschlossen“, so Grönda. Dafür brauche man auch die Beschäftigten. Oaktree hatte unter anderem Anzeige wegen Bilanzfälschung gestellt. Der in der Bilanz 2009 festgestellte Umsatz von 415 Millionen Euro sei eines der großen Fragezeichen, sagte der Insolvenzverwalter. „Wir wissen bislang nur eins; dass er nicht stimmt.“ Zu den weiteren Praktiken von Reedereigründer Niels Stolberg und Meldungen über angebliche Kontakte mit ihm äußerten sich Grönda und Iliffe nicht. Eine Zusammenarbeit schloss der Oaktree-Vizepräsident aber aus: „Wir brauchen Herrn Stolberg weder als Berater noch als Mitarbeiter“. Man suche für HHL einen neuen CEO.