Panik auf der "Polarstern"
Nach dem Unfall einer Katamaran-Fähre auf der Nordsee mit 24 Verletzten will die Staatsanwaltschaft derzeit keine Angaben über den genauen Zeitpunkt einer Vernehmung des Kapitäns machen. Dies sei eine strategische Frage. Möglicherweise sollten zunächst auch erst einmal Zeugen gehört werden, sagte ein Sprecher der Behörde in Aurich am Donnerstag. Unterdessen schilderten Passagiere der Fähre «Polarstern» dramatische Szenen an Bord, nachdem am Montagabend bei schwerer See Teile der Frontreling losgeschlagen und in ein Fenster katapultiert worden waren.
Nach dem Unglück wird gegen den 27 Jahre alten Kapitän wegen fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Schiffsverkehrs ermittelt. Er wurde von einem Fahrgast wegen Körperverletzung angezeigt. Weitere Anzeigen gab es nach Angaben der Wasserschutzpolizei in Emden bis zum Donnerstagmittag nicht.
«Es gab riesiges Geschrei an Bord und tatsächlich auch Panik, auch wenn von der AG Ems jetzt behauptet wird, es gab keine Panik», sagte Passagierin Ute Schoolmann der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Das erste, was ich sah, war ein Vater mit seinem Sohn an der Hand, die blutüberströmt an mir vorbeiliefen und Leute, die sich wie wild irgendwo festhielten. Es war schrecklich und chaotisch an Bord», erinnerte sich die Passagierin an die Schrecksekunden.
Der 33 Jahre alten Reisenden zufolge hatte sich bereits nach kurzer Zeit angekündigt, dass etwas nicht stimmte. «Schon relativ früh auf der Rückfahrt fiel eine ziemlich lange Deckenleiste fast auf Passagiere herunter, die schützend ihre Hände über den Kopf hielten.» Weitere Deckenplatten hätten sich vor der Fensterfront gelöst. «Die kamen dann herunter und die Besatzungsmitglieder haben mit vereinten Kräften alles, was irgendwie locker war, heruntergerissen.» Die Crew habe zu jeder Zeit professionell reagiert, sagte Schoolmann.
Wie Schoolmann berichtete, habe der Kapitän bereits gegen Mittag gewusst, dass es schwere See geben werde. «Man hat uns bereits bei der Hinfahrt auf Norderney gesagt, dass die Wellen sehr hoch werden würden auf der Rückfahrt und wir bekamen die Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Das hatte mich schon ein bisschen stutzig gemacht.»
Es ist nach Angaben der Sprecherin der AG Ems jedoch nicht ungewöhnlich, dass der Kapitän auf raue See hinweist. Es könne ja immer passieren, dass der eine oder andere seekrank werde.