Pirat löst Chaos in spanischer Justiz aus
Der Fall eines somalischen Piraten hat ein Wirrwarr in der spanischen Justiz ausgelöst. Kein Richter fühlt sich für den jungen Mann zuständig, den das spanische Militär zusammen mit einem Komplizen in einer aufwendigen Operation von Somalia nach Madrid gebracht hatte. Der Ermittlungsrichter Santiago Pedraz hatte die Freilassung des Seeräubers aus der Untersuchungshaft angeordnet, weil der Somalier möglicherweise jünger als 18 Jahre und damit minderjährig sei.
Ein Jugendgericht verwies den Fall nach Medienberichten jedoch an Pedraz zurück. Es verwies auf ein medizinisches Gutachten, wonach der Pirat doch volljährig sein soll. Der Ermittlungsrichter zweifelte das Gutachten aber an und erklärte sich erneut für nicht zuständig. «Kein Richter will sich mit dem Fall befassen», titelte die Zeitung «El País». Der Pirat, der in Spanien seit Tagen unter dem Namen «Abdu Willy» für Schlagzeilen sorgt, befindet sich derweil in einem Jugendgefängnis.
Er und sein Komplize hatten zu einer Gruppe von 13 Seeräubern gehört, die vor gut drei Wochen einen spanischen Fischtrawler im Indischen Ozean entführt hatten. Sie waren von Marinesoldaten eines spanischen Kriegsschiffs festgenommen worden, als sie mit einem kleinen Boot auf das somalische Festland übersetzen wollten. Der Trawler «Alakrana» und die 36 Besatzungsmitglieder, darunter 16 Spanier, befinden sich vor der Küste Somalias noch immer in der Gewalt der Piraten.
Die Angehörigen der Fischer befürchten derweil, dass das Justiz-Wirrwarr die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln erschwert. In den nordspanischen Regionen des Baskenlands und Galiciens, aus denen die spanischen Fischer stammen, demonstrierten Tausende von Menschen für die Freilassung der Seeleute.