Pirat vor Gericht
Der letzte Überlebende der vier somalischen Piraten, die Anfang April US-Kapitän Richard Phillips fünf Tage lang als Geisel gehalten hatten, wird vor einem Gericht in New York zur Rechenschaft gezogen. Für die USA ist es der erste Prozess wegen Seeräuberei seit etlichen Jahrzehnten und automatisch mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe für den Angeklagten verbunden.
Bei einer ersten Anhörung am Dienstag entschied Bundesrichter Andrew Peck, der junge Mann sei mindestens 18 Jahre alt und habe deshalb keinen Anspruch auf das mildere Jugendstrafrecht. Er werde wie ein Erwachsener behandelt. Dagegen behauptete der Vater von Abduwali Abdukhadir Muse in einer Telekonferenz aus Somalia, sein Sohn sei erst 16, habe nie eine Schule besucht und sei in seiner Naivität zur Piraterie überredet worden. Der Beschuldigte, der in einem blauen Overall mit Handfesseln vorgeführt wurde, weinte bei seiner Vernehmung.
Die Piratengruppe hatte am 8. April das US-Containerschiff «Maersk Alabama» im Indischen Ozean überfallen und den Kapitän fünf Tage lang auf einem Rettungsboot festgehalten. Der jetzt Beschuldigte befand sich zu Verhandlungen auf einem US-Kriegsschiff, als Scharfschützen von dort aus seine drei Komplizen bei der Befreiung des Kapitäns erschossen.
Der Fall soll vor dem Bundesgericht in Manhattan verhandelt werden, das Erfahrung mit Verbrechen an Amerikanern im Ausland hat, hieß es. Nach internationalem Recht kann jedes Land Piratenattacken verfolgen, wenn sie in internationalen Gewässern geschehen.