Piraten-Attacken nehmen zu

Trotz Patrouillen und des verstärkten Einsatzes von bewaffnetem Sicherheitspersonal und Kriegsschiffen vor Somalia greifen die dort agierenden Piraten immer öfter internationale Handelsschiffe an. Nie zuvor hätten somalische Seeräuber innerhalb von sechs Monaten so viele Schiffe angegriffen wie im ersten Halbjahr 2011, berichtete gestern das International Maritime Bureau (IMB) in Kuala Lumpur.

Vergleichsweise positiv zu bewerten ist allerdings die Tatsache, dass es den Angreifern seltener als zuvor gelingt, Schiffe zu entführen. Beim IMB wurden von Januar bis Juni 163 Attacken vor Somalia gemeldet. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es noch 100. Doch brachten die Piraten „lediglich“ 21 Frachter in ihre Gewalt; nach 27 erfolgreichen Kaperungen in den ersten sechs Monaten 2010. IMB-Direktor Pottengal Mukundan führt dies auf bessere Sicherheitsmaßnahmen an Bord sowie die zahlreichen Patrouillen und vor Ort stationierten Kriegsschiffe zurück.

„Es ist absolut wichtig, dass die Präsenz der Marineschiffe erhalten und ausgebaut wird“, sagte er. Weltweit stieg die Anzahl der Angriffe um 35 Prozent auf 266. Mehr als 60 Prozent davon ereigneten sich vor Somalia. 495 Besatzungsmitglieder wurden als Geiseln genommen, 361 von ihnen fielen in die Hände somalischer Piraten. Sieben Seeleute kamen ums Leben.

Bei den Angriffen vor Somalia ist laut Mukundan große Vorsicht geboten; Piraten würden immer schwerere Waffen nutzen. Granatwerfer und Panzerfäuste gehören mittlerweile zur Ausrüstung der meisten Seeräubergruppen vor Ostafrika. Der IMB-Direktor ist besorgt über die wachsende Brutalität: „Im Juni haben Piraten im Indischen Ozean erstmals während der Monsun-Saison in schwerer See auf ein Schiff gefeuert. Früher haben sie in so schwierigen Umständen Abstand gehalten.“

Insgesamt ist allerdings davon auszugehen, dass längst nicht alle gescheiterten Kaperungsversuche bekannt werden. Zuletzt sorgte ein Angriff auf den Tanker „Brillante Virtuoso“ Anfang des Monats für Aufsehen, bei dem Seeräuber die Unterkünfte des Schiffes mit Raketen in Brand setzten. Nur das Eingreifen der US Navy verhinderte eine Entführung. Vor wenigen Tagen wurde die Kaperung eines iranischen Bulkers von der Marine des arabischen Landes vereitelt.

Die internationale Reederschaft nutzt indes vermehrt bewaffnetes Sicherheitspersonal an Bord ihrer Schiffe. Sie kritisiert, dass die politischen Maßnahmen nicht ausreichen, um das Problem einzudämmen. COSCO teilte jetzt etwa mit, dass zwölf Millionen Dollar investiert werden, um bewaffnete Söldner auf ihren Schiffen einzustellen. Auch die Tankerreederei Torm und die Wallenius Lines bestätigten entsprechende Maßnahmen. Dem Vernehmen nach geht mittlerweile eine stetig wachsende Gruppe von Reedern auf diese Weise gegen Piraten vor.

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