Piraten entführen Beluga-Frachter

Nachdem sich die Monsun-Saison dem Ende entgegenneigt, werden somalische Piraten wieder aktiv: Am Wochenende wurden ein Tanker, der vermutlich Verbindungen zu einer Hamburger Schifffahrtsgruppe hat, und ein deutsches Schwergutschiff entführt.

Zunächst brachten Seeräuber am Sonnabend den Flüssiggastanker „York" 50 Seemeilen östlich von Mombasa in ihre Gewalt. Zu dessen Reedereizugehörigkeit gibt es unterschiedliche Angaben. Laut dem Schiffsregister IHS Fairplay fährt das Schiff für eine Singapur-Tochter der Hamburger Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement. Anderen Angaben zufolge gehört die „York" der griechischen Reederei Interunity, die auch als Kontakt zu den Piraten auftritt. Eine Sprecherin von Bernhard Schulte machte mit Verweis auf das Unternehmen in Singapur keine Angaben zu den Eignerverhältnissen. Dort war gestern niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. An Bord des Schiffes befindet sich ein deutscher Kapitän.

Am Sonntag meldete dann die Bremer Reederei Beluga Shipping, dass sie von Bord der „Beluga Fortune", die auf dem Weg von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Südafrika war, ein Notrufsignal erhalten habe und dass das Schwergutschiff offensichtlich von somalischen Piraten gekapert worden sei. Ob sich deutsche Seeleute an Bord befinden, ist unklar. Das Ostafrikanische Seefahrerprogramm bestätigte, dass die „Beluga Fortune" im Somalibecken entführt wurde. „Wir wissen aber derzeit nicht, wohin sie gesteuert wird", teilte Sprecher Andrew Mwangura mit.

24 Stunden nach der Kaperung nahm der deutsche Kapitän der „York" Kontakt mit Interunity auf. „Der Besatzung geht es gut. Mehr kann ich derzeit nicht sagen", so ein Reederei-Sprecher. Die Piraten hätten bislang keine Forderungen gestellt. „Das tun sie meistens erst einige Tage nach der Kaperung", sagte der Interunity-Sprecher weiter. Zurzeit fahre die „York" Richtung Somalia. Der Kapitän habe den Eindruck erweckt, er könne nicht frei sprechen, hieß es.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat indes erneut einen besseren Schutz für Schiffe vor Seeräuberattacken gefordert. „Die Piraterie im Indischen Ozean und im Golf von Aden bleibt ein ernstes Problem und stellt eine tägliche Lebensbedrohung für unsere Seeleute dar", sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel am Sonntag in Hamburg. Zwar sei schon etliches zur Bekämpfung der Piraterie geschehen, aber das reiche noch nicht aus. So sollten die sogenannten Vessel Protection Teams verstärkt eingesetzt werden – kleine Einheiten von Marinesoldaten oder Bundespolizisten, die an Bord der Handelsschiffe gehen und sie so besonders effektiv schützen können. Auch nach Ansicht internationaler Experten sei dies der wirksamste Schutz gegen Piratenübergriffe. „Deshalb wollen wir mit dem Verteidigungs- und Innenressort entsprechende Konzepte erarbeiten", so
Nagel.

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