"Potential für Rekorde"
Für den Hamburger Hafen liegt seit gestern eine neue Prognose des Umschlagpotenzials vor.
Die Studie ist vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), IHS Global Insight Deutschland GmbH und Raven Trading im Auftrag der Hamburg Port Authority (HPA) erstellt worden. „Demnach könnten im Jahr 2025 bis zu 296 Millionen Tonnen im Hamburger Hafen umgeschlagen werden", berichtete HPA-Chef Jens Meier bei der Vorlage der Quartalszahlen für den größten deutschen Seegüterumschlagplatz.
In den kommenden Jahren werde der Containerverkehr wieder das dynamischste Umschlagsegment im Hamburger Hafen sein. Eine Voraussetzung dafür, dass der Hamburger Hafen Marktanteile im Containerverkehr zurückgewinnen und wieder voll von der dynamischen Entwicklung der China- und Ostseeverkehre profitieren kann, ist die Verfügbarkeit entsprechender Umschlagkapazitäten. In der optimistischen Wirtschaftsprognose wären durch Marktanteilsgewinne Umschlagpotenziale von bis zu 30,6 Millionen TEU realisierbar. Trotz der beobachteten Marktanteilsverluste im Transhipmentverkehr bleibe Hamburg für den Ostseeraum und für Asienverkehre von großer Bedeutung, so der Manager. Das relativ hohe Wachstum zunächst bis zum Jahr 2015 erklärt sich vor allem aus Rückholeffekten durch die Beruhigung der Containerschifffahrtsmärkte sowie positiven Auswirkungen der Elbvertiefung und dem entsprechenden Ausbau der Hinterlandverbindungen. „Wir können optimistisch nach vorn blicken. Dafür müssen allerdings auch die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden", sagte Meier.
Die positive Einschätzung des HPA-Geschäftsführers teilt auch Claudia Roller. Die Vorstandschefin der Organisation Hafen Hamburg Marketing (HHM) erwartet für das Gesamtjahr ein zweistelliges Wachstum im Containerumschlag von über elf Prozent auf knapp unter acht Millionen TEU. „Der gesamte Seegüterumschlag dürfte im Jahr 2010 mit einem Plus von zwischen acht und neun Prozent auf mehr als 120 Millionen Tonnen die Aufwärtsentwicklung der ersten neun Monate bestätigen", sagte Roller. Damit ist der Hamburger Hafen nach dem schweren Einbruch im Krisenjahr 2009 noch immer ein gutes Stück von den Umschlagleistungen in den Jahren 2007 und 2008 entfernt, als jeweils fast zehn Millionen TEU beziehungsweise über 140 Millionen Tonnen abgefertigt wurden.
In den ersten neun Monaten erreichte der Seegüterumschlag im Hamburger Hafen mit 89,4 Millionen Tonnen ein Wachstum von acht Prozent. Mit insgesamt 5,9 Millionen TEU stieg der Containerumschlag nach einem zunächst schwierigen ersten Quartal um 10,7 Prozent. Zum Vergleich: Rotterdam + 17,2 Prozent, Antwerpen + 16,9 Prozent, Zeebrugge + 15,8 Prozent und Bremen/Bremerhaven + 9 Prozent. Die Rückgänge im Umschlag von Leercontainern, die 2009 vor allem durch die zeitweilige Verlagerung einiger Feederdienste entstanden, wurden gestoppt. In den ersten neun Monaten wurden in Hamburg 912.000 Leercontainer (TEU) umgeschlagen. Das sind 15 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2009. Die Entwicklung im Umschlag beladener Container (TEU) zeigt auch für die ersten neun Monate mit einem Zuwachs von 9,9 Prozent und umgeschlagenen fünf Millionen TEU eine stabile Aufwärtsentwicklung. Ein Grund für das Wachstum im Containerumschlag sind die seit April wieder nach und nach in Fahrt genommenen China- und Asiendienste, die während der Wirtschafts- und Finanzkrise von den Reedereien zeitweilig eingestellt worden waren. Hinzu kommen zahlreiche neue Vollcontainer- und Feederdienste, wie zum Beispiel der FAL-5-Dienst der beiden Reeder CMA CGM und Maersk Line sowie die von der Reederei Team Lines auf Hamburg konzentrierten Ostseedienste, die für einen starken Zuwachs der Containerumschlagmengen in Hamburg sorgten. Allein im September wurden 744.000 TEU umgeschlagen. Dies entspricht einem Plus von 25,1 Prozent und ist das beste Containerumschlagergebnis seit November 2008. Die Aufwärtsentwicklung im Hamburger Containerumschlag spiegelt sich auch in der deutlich verbesserten Konjunkturlage Deutschlands wider.
Die ersten neun Monate zeigen im Containerumschlag Hamburgs mit den Regionen Asiens mit insgesamt 3,5 Millionen TEU ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresergebnis. Die Containerverkehre von und nach Amerika erreichten 587.000 TEU (+ 13,9 Prozent), das Containerfahrtgebiet Afrika kam auf 150.000 TEU (+ 25,7 Prozent), und die für Hamburg wichtigen europäischen Verteiler- und Shortsea-Verkehre erzielten mit 1,6 Millionen TEU ein Plus von 3,7 Prozent.
Der Export via Hamburg entwickelte sich mit 37,6 Millionen Tonnen (+ 3,3 Prozent) ebenfalls positiv. Der in Hamburg dominierende Stückgutumschlag zeigt mit einem Umschlagergebnis von 60,2 Millionen Tonnen einen deutlichen Zuwachs von 8,6 Prozent. Der Massengutumschlag konnte mit einem Ergebnis von 29,2 Millionen Tonnen um 6,9 Prozent zulegen. Der Umschlag von nicht-containerisiertem Stückgut kam in den Monaten Januar bis September 2010 auf 1,9 Millionen Tonnen (+ 4,8 Prozent). Der Zuwachs ist vor allem auf gestiegene Exporte von Projektladung und Fahrzeugen zurückzuführen, die ein Plus von 22,9 beziehungsweise 15,4 Prozent erreichten.
„Das Umschlagergebnis der ersten drei Quartale 2010 zeigt im besonders stark wachsenden Containerverkehr fast durchgehend einen zweistelligen Aufschwung in allen Fahrtgebieten. Der Massengutumschlag wurde in den ersten neun Monaten vor allem durch die stark gestiegenen Importe von Eisenerz geprägt, die mit einem Zuwachs von 91,2 Prozent fast eine Verdopplung der Vorjahresmenge auf 6,7 Millionen Tonnen erzielten", erläuterte die HHM-Chefin. Das über Hamburg importierte Eisenerz ist für die deutsche Stahlindustrie bestimmt, die aufgrund der nach dem Krisenjahr 2009 deutlich gestiegenen Nachfrage ihre Produktion inzwischen schon auf rund 83 Prozent hochgefahren hat. Der von der Krise im vergangenen Jahr besonders stark betroffene Umschlag von Eisenerz und anderem Greifergut hat sich erholt und befindet sich fast wieder auf dem Niveau von 2008. Der Sauggutbereich blieb mit insgesamt 4,7 Millionen Tonnen unter dem Vorjahresergebnis (- 21,5 Prozent). Der Umschlag von Flüssigladung kam auf insgesamt 10,2 Millionen Tonnen (- 4,6 Prozent).
Dagegen bleibt Hamburgs Hafenbahn weiter auf kräftigem Wachstumskurs. In den ersten neun Monaten 2010 erhöhte sich die Gütermenge um 25,3 Prozent auf 30,733 Millionen Tonnen. Die Zahl der beförderten Container stieg um 22,7 Prozent auf 926.543 Einheiten. In TEU berechnet ergibt sich ein Plus von 23,6 Prozent auf 1,444 Millionen. Die Zahl der insgesamt eingesetzten Wagen wuchs um 15,5 Prozent (1,128 Millionen Tonnen). Die Umschlagzahlen der Hafenbahn hatten bereits im ersten Halbjahr 2010 wieder das Rekordniveau von 2008 erreicht. Als Gründe sieht Betreiber HPA unter anderem die gute Anbindung an das Hinterland in Süd-, Ost- und Südosteuropa.