Probleme für Ausflugsschiffe
Die Mitglieder der Insel- und Halligkonferenz befürchten mittelfristig das Aus für die Ausflugsfahrten im deutschen Wattenmeer.
Sie haben Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) um Hilfe gegen die vom Bundesverkehrsministerium geplante Änderung der sogenannten Nationalen Fahrgastschiffslinie gebeten. Diese sieht unter anderem vor, dass auf den Ausflugsdampfern im Wattenmeer rechteckige Fenster durch runde Bullaugen ersetzt werden. Ab Windstärke 6 sollen aus Sicherheitsgründen Seeschlagblenden vorgeschraubt werden. „Damit würden die Salons völlig abgedunkelt, so dass die touristische Personenbeförderung ab einer Windgeschwindigkeit von 39 km/h praktisch nicht mehr stattfinden wird", sagte der Vorsitzende Jürgen Jungclaus. „Windstärke 6 stellt jedoch die Schiffe im Wattenmeer vor keine außergewöhnliche oder bedenkliche Situation." Wenn im deutschen Wattenmeer nach europäischen Standards gefahren werde, garantiere das eine sichere Beförderung der Insel- und Halligbewohner sowie der Gäste. Mit den vom Bundesverkehrsministerium geplanten Vorschriften würden die Vorgaben aus Brüssel jedoch zusätzlich verschärft, kritisierten die Mitglieder der Insel- und Halligkonferenz. „Es besteht keine rechtliche Notwendigkeit aufgrund der EU-Vorschriften das ‚Internationale Freibordabkommen‘ auf Schiffe anzuwenden, die in der nationalen/regionalen Watt- oder Küstenfahrt eingesetzt sind", sagte Jungclaus.
Die Umsetzung der neuen nationalen deutschen Fahrgastschiffsrichtlinie werde massive Spuren hinterlassen, sagte Jungclaus. Mit der Sonderregelung entstehe für Deutschland ein Wettbewerbsnachteil mit anderen europäischen Regionen - zum Beispiel dem holländischen Wattenmeer. Dort seien die Wetter- und Wellenverhältnisse identisch zu denen in Nord- und Ostfriesland. Dennoch würde die holländische Behörde ihr Wattenmeer als Binnengewässer einordnen. Das habe unter anderem zur Folge, dass weder die EU-Fahrgastrichtlinie noch das Internationale Freibordübereinkommen in den Niederlanden zur Anwendung komme.
Erste Konsequenzen aus der drohenden Neuregelung der Ausflugsschifffahrt, die umfangreiche Umbauarbeiten an den Schiffen erforderlich machen würde, hat die Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum jetzt gezogen: Sie verkaufte ihr Ausflugsschiff „Störtebeker" Anfang August auf die Nordseeinsel Terschelling im holländischen Wattenmeer (wir berichteten). Dort wird das Schiff, das 40 Jahre lang unfallfrei im nordfriesischen Wattenmeer eingesetzt gewesen war, ohne teuren Umbau auch weiterhin Ausflugsfahrten unternehmen können.