Reederei-Erbinnen vor Gericht

Deilmann-Schwestern, Erbinnen der „Traumschiff“-Reederei, Foto: Behling
Schwere Vorwürfe gegen die Reederei-Erbinnen Gisa und Hedda Deilmann: Fünf Jahre lang sollen sie für Überstunden ihrer Mitarbeiter auf Flusskreuzfahrtschiffen keine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt haben. Außerdem sollen sie für verbilligte Urlaubsreisen von Mitarbeitern, die einen geldwerten Vorteil darstellten, zu wenig Lohnsteuer gezahlt haben.
Die beiden Schwestern müssen sich seit Dienstag in Lübeck vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verantworten. Seine Mandantin habe sich gutgläubig auf Berater im Unternehmen verlassen, sagte Hedda Deilmanns Verteidiger Friedrich Bergmann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Insgesamt 596 einzelne Handlungen zwischen März 2005 und März 2010 wirft die Staatsanwaltschaft Gisa und Hedda Deilmann vor. Die Anklage lautet auf Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt. Der Gesamtschaden wird auf knapp 1,3 Millionen Euro beziffert.
Gisa Deilmanns Verteidiger Johann Schwenn wollte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen gegen seine Mandantin äußern. Er verwies auf seinen Antrag, zunächst mit allen Beteiligten die Möglichkeit einer Verständigung auszuloten. Der Prozess wird am 6. Februar fortgesetzt.
Bergmann sagte in einer ersten Einschätzung, seine Mandantin sei möglicherweise mit der kaufmännischen Geschäftsführung ein Stück weit überfordert gewesen. Die Zwillingsschwestern hatten die Reederei nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Ende 2003 geerbt.
Zur Deilmann-Flotte gehörten neben dem durch die ZDF-Reihe „Das Traumschiff“ bekanntgewordenen Hochseekreuzfahrtschiff „Deutschland“ auch bis zu elf Flusskreuzfahrtschiffe. 2009 musste die Flusskreuzfahrtsparte der Reederei Insolvenz anmelden. Die „Deutschand“ wurde 2015 verkauft.
2016 waren die Schwestern vom Landgericht Lübeck unter anderem wegen versuchter Steuerhinterziehung zu jeweils zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Dieses Urteil wurde jedoch 2017 vom Bundesgerichtshof aufgehoben. In dem nun begonnenen Prozess geht es um andere Vorwürfe. dpa/fab