Rekordumschlag im Kieler Seehafen
„Wir sind auch in diesem Jahr auf Wachstumskurs. 2011 werden wir voraussichtlich ein Umschlagvolumen von über sechs Millionen Tonnen erreichen."
Das erklärte Kiels Hafenchef Dr. Dirk Claus gestern bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2010. Damit wird der Seehafen erneut ein Rekordergebnis erzielen. Nach dem Krisenjahr 2009 hat es 2010 mit einem Plus von 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf fast 5,8 Millionen Tonnen Ladung das beste Ergebnis in der Geschichte des Ostseehafens gegeben, berichtete der Geschäftsführer der Seehafen Kiel GmbH & Co. KG. Auch die Passagierzahlen legten deutlich zu und stiegen um 5,1 Prozent auf insgesamt gut 1,974 Millionen Fahrgäste. Den größten Anteil daran hatte der Fährverkehr mit mehr als 1,551 Millionen Passagieren (+4,1 Prozent).
Wachstumsmotor waren der Fährverkehr ab Kiel nach Skandinavien und ins Baltikum. Das bestätigten auch die Geschäftsführer der ansässigen Reedereiagenturen Jacob Andersen (DFDS Seaways), Stefan Mathias (Stena Line) und Dr. Jörg Rudolph (Color Line). Einem deutlichen Plus beim Stückgut (+30,9 Prozent) stand ein Rückgang beim Massengut von 5,9 Prozent gegenüber. Die Fähren ab Kiel transportierten im vergangenen Jahr gut 30 Prozent mehr Ladung als 2009. Sie trugen mehr als 70 Prozent zum Gesamtumschlag bei. Stärkste Verbindung war die Linie Kiel-Klaipeda der DFDS Seaways, die auf mehr als zwei Millionen Tonnen zulegte.
Die Stena Line erzielte auf der Route Kiel-Göteborg einen Zuwachs um 55 Prozent. „Die Konzentration der Westschwedenverkehre der Stena Line auf Kiel gibt unserem Hafen einen gewaltigen Schub", sagte Claus. Seit Anfang Oktober ist das neue Terminalgebäude am Schwedenkai in Betrieb. Insgesamt wurden dort gut 30 Millionen Euro investiert.
„Mit dem Einsatz der neuen ,Stena Germanica‘ und der ,Stena Freighter‘ hat sich das Ladungsaufkommen am Schwedenkai seit September mehr als verdoppelt", berichtete der Hafenchef. Im Frühjahr soll auch das zweite neue Schiff, die „Stena Scandinavica" ihren Dienst aufnehmen. Das war eigentlich schon für den 16. Januar geplant, doch ein Brandschaden im Crewbereich beim Umbau der Passagier-Frachtfähre verzögert den Einsatz nun bis zum April, so Stena-Manager Stefan Mathias.
Im Passagierverkehr hat die Route Kiel-Oslo mit rund 1,1 Millionen Fahrgäste die größte Bedeutung. Color Line erzielte 2010 das beste Ergebnis in der 50-jährigen Geschichte des Liniendienstes. Mit dem bisher stärksten Januar kann die Reederei auch 2011 an die positive Entwicklung anknüpfen.
Im kombinierten Ladungsverkehr (Schiff/Schiene) wurden 2010 insgesamt 10.563 Einheiten umgeschlagen. Im Vergleich zu 2009 mit 5716 Einheiten ist das ein Anstieg von 84,8 Prozent. Im Berichtsjahr sind auch 25.911 TEU (2009: 11.506 TEU) umgeschlagen worden, davon etwa 10.000 Container aus Kasachstan. Allerdings sind diese Boxen mit Stahlzuschlagsstoffen inzwischen wieder aus Kiel abgezogen worden und werden künftig über Rotterdam abgewickelt.
Kiels Hafen wurde im vergangenen Jahr von 1792 Seeschiffen (2009: 1762) mit einer Gesamttonnage von 33.401.742 NRZ (2009: 32.822.020 NRZ) angelaufen. Umschlagstärkster Hafenteil war 2010 erneut der Ostuferhafen, in dem erstmals mehr als drei Millionen Tonnen abgefertigt wurden. Von hier bietet DFDS Seaways derzeit mit drei modernen Fährschiffen sieben Abfahrten je Woche und Richtung ins Baltikum und nach Russland. Anfang Januar wurde auf der seit 20 Jahren bestehenden Route Kiel – St. Petersburg die „Tor Baltica" durch die größere und neuere „Tor Botnia" (Baujahr: 2000, Kapazität: 1900 Lkw-Meter) ersetzt.Vor dem Hintergrund wachsender Gütermengen wird die Betriebsfläche des Ostuferhafens mittelfristig erweitern. Das Planfeststellungsverfahren für die Erweiterungsfläche Ortopedia ist in Vorbereitung.
Zugleich kündigte Claus an: „Die Hafen- und Kaigelder werden 2011 nicht erhöht und bleiben unverändert. Dies geschieht mit Rücksicht auf unsere Partner, da die Auswirkungen der Krise in der Schifffahrt insgesamt noch nicht vollständig überwunden sind." So leistet der Kieler Hafen auch einen Beitrag zum erwarteten weiteren Ladungszuwachs. Erst zum 1. Januar 2012 wird ein neuer Tarif in Kraft gesetzt.
136 Mal liefen im vergangenen Jahr Kreuzfahrtschiffe den Kieler Hafen an, nach 114 Anläufen 2009. „Die Investition in den 2007 eröffneten Ostseekai hat Kiel den angestrebten Wachstumsschub gebracht." Für die kommende Saison (bis 28. Oktober) liegen bereits 127 Anmeldungen vor. Kiel und Rostock sind die bedeutendsten Kreuzfahrthäfen in Deutschland, gefolgt von Hamburg.
Der erste Luxusliner wird am 3. April in Kiel erwartet. Am 9. April wird dann die „AIDAsol" getauft. Zu den regelmäßigen Gästen zählt die „Costa Pacifica", die erstmals am 18. Mai erwartet wird und von Kiel aus insgesamt elf Touren unternehmen wird. Das 290 Meter lange Schiff mit 114000 BRZ bedeutet einen neuen Größenrekord für den Hafen. Zur Kieler Woche im Juni kommen zwölf Kreuzfahrtschiffe.