Runder Tisch gefordert
Im Ringen um die Zukunft der Nordic-Werften fordert der frühere Wadan-Betriebsrat einen runden Tisch, um das Überleben der Schiffbaubetriebe in Rostock und Wismar zu sichern. Gespräche zwischen Land, Belegschaft, IG Metall und dem russischen Eigentümer Witali Jussufow über eine Verlängerung der Transfergesellschaften bis Ende Juli müssten auch außerhalb der Sitzungen der Gläubigerversammlung des insolventen Unternehmens möglich sein, sagte der ehemalige Arbeitnehmervertreter in Rostock-Warnemünde, Harald Ruschel, am Mittwoch der dpa. Die Hansestadt müsse ebenfalls ins Boot geholt werden, «um das Land an seine Verantwortung für die maritime Wirtschaft zu erinnern», meinte Ruschel.
Aus Sicht der von Jobverlusten bedrohten Schiffbauer reicht die bis Ende März begrenzte Verlängerung der Wadan-Transfergesellschaften nicht aus, um genügend zeitlichen Spielraum für neue Aufträge zu haben. Zulässig ist nach deutschem Insolvenzrecht eine Verlängerung bis maximal Ende Juli. «Darauf müssen wir jetzt noch stärker dringen», erklärte Ruschel. Das bei der Übernahme der Werften im August vorgelegte Konzept Jussufows sehe einen Zeitrahmen von einem Jahr vor, um die Produktion bei entsprechender Auftragslage wieder anfahren zu können. Wenn Land und Bund ihre Auffanglösungen nun früher ausliefen ließen, werde es für das einst drittgrößte deutsche Schiffbau-Unternehmen «zu eng», sagte Ruschel.
Das Schweriner Wirtschaftsministerium erteilte den Forderungen für den Standort Warnemünde eine klare Absage. «Die Landesregierung hat sich in den letzten Monaten schon außerordentlich engagiert», sagte ein Sprecher von Minister Jürgen Seidel (CDU). Im Dezember sei kabinettsintern bereits beschlossen worden, dass die Rostocker Transfergesellschaft keine weiteren Gelder aus dem Landeshaushalt bekommen werde. Diese Position sei nicht verhandelbar. In Wismar sei die Lage anders, weil der laufende Betrieb dort zum Großteil aus Eigenmitteln der Insolvenzverwaltung finanziert werde.
Unklar bleibt zudem, wie gut Nordics Aussichten auf möglicherweise rettende Aufträge in den kommenden Monaten sind. Ruschel sagte, er habe derzeit keine neuen Informationen über den Stand der Verhandlungen mit dem Bremer Offshore-Unternehmen Beluga. Nachdem der potenzielle Neukunde im Dezember Gespräche mit Nordic über den Bau von vier Installationsschiffen für Windparks in der Nordsee geführt hatte, dementierte eine Sprecherin Jussufows zunächst Berichte über bevorstehende Abschlüsse. «Wir sehen ein bisschen Licht am Horizont, aber noch immer nichts weiter», bestätigte Ruschel.
Derweil komme in Warnemünde «nichts so richtig in Gang», kritisierte der frühere Betriebsrat. Etwa 50 Kollegen seien bis zum Jahreswechsel aus der Transfergesellschaft befristet zu Nordic gewechselt, weitere 25 hätten parallel dazu Arbeitsverträge mit anderen Firmen geschlossen. «Wir müssen aufpassen, dass uns nicht noch mehr Fachleute verloren gehen», mahnte Ruschel. Transferchef Oliver Fieber rechnete bei einer Mitgliederversammlung der IG Metall im Dezember nicht damit, dass 2010 in Rostock Schiffe gebaut werden.