Schiffbau in Existenz gefährdet

Nach den jüngsten Entscheidungen zum Abbau von Kapazitäten und Arbeitsplätzen auf deutschen Werften sieht die IG Metall Küste die gesamte Branche in ihrer Existenz gefährdet. «Den Verlust von weiteren Standorten und einen weiteren Beschäftigungsabbau können wir uns nicht leisten», sagte Bezirksleiterin Jutta Blankau am Dienstag in Hamburg. Mit nur noch rund 17?500 direkt Beschäftigten sei auf den Werften der niedrigste Stand in der Geschichte der Bundesrepublik erreicht, ergab eine von der Gewerkschaft in Auftrag gegebene Studie. Binnen Jahresfrist gingen rund 3100 Arbeitsplätze verloren.

Blankau kritisierte das Verhalten der Schiffbauunternehmen in der Krise. «Die Reaktionen der Arbeitgeber in den vergangenen Wochen lassen keine strategischen Konzepte zur Bewältigung der Krise erkennen.» Die Bezirksleiterin warnte vor einem ruinösen Lohnwettbewerb. «Wer glaubt, Löhne weiter drücken zu müssen, wird auf den Widerstand der IG Metall und der Beschäftigten stoßen.» Blankau kritisierte die hohe Zahl von mehr 1800 Leiharbeitern in den Unternehmen. Zusammen mit Arbeitszeitkonten, Überstunden und Werkverträgen ergebe sich ein Arbeitszeitäquivalent von rechnerisch 12 500 Vollzeitstellen.

Von der neuen Bundesregierung erwarte die Gewerkschaft, dass die Position eines Maritimen Koordinators weitergeführt werde. Außerdem regte die IG Metall einen Kreativ-Workshop mit Industrie und Politik an, um Wege aus der Krise zu diskutieren. Eine Möglichkeit sieht die Gewerkschaft in gesetzlichen und finanziellen Anreizen, damit Reeder umweltfreundliche und energiesparende Schiffe in Auftrag geben.

Auch die Autoren der Studie «Beschäftigung, Auftragslage und Perspektiven im deutschen Schiffbau» als Ergebnis einer Betriebsrätebefragung warnten vor dem «unwiderruflichen Verlust von industriellen Kapazitäten und Know-How». Innerhalb des Berichtszeitraums seien sechs Werften in die Insolvenz gegangen. Bei fast allen Werften verkürzte sich durch wegbrechende Aufträge der Zeithorizont bis zur Ablieferung des letzten Schiffes im Auftragsbestand um bis zu 28 Monate. Bei einigen Unternehmen bleibt demnach nur noch Arbeit für wenige Monate.

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