Seegefecht im Gelben Meer

An der umstrittenen Seegrenze zwischen Süd- und Nordkorea im Gelben Meer ist es gestern erneut zu einem schweren militärischen Zwischenfall gekommen. Marineschiffe beider Länder lieferten sich nach Angaben von Militärs beider Seiten ein Feuergefecht auf hoher See. Unklar war, ob es dabei Tote gegeben hat.

Die Streitkräfte beider Länder gaben sich gegenseitig die Schuld für die Schießerei, die nach südkoreanischen Angaben nur etwa zwei Minuten gedauert und mit dem Rückzug eines schwer beschädigten nordkoreanischen Patrouillenbootes geendet habe. Es war das erste innerkoreanische Seegefecht seit sieben Jahren.

Nach der jüngsten vorsichtigen Annäherung zwischen beiden Ländern befürchten Beobachter, dass sich durch den Vorfall die Spannungen wieder merklich verschärfen könnten. Das Gefecht ereignete sich nur kurz vor Beginn einer Reise von US-Präsident Barack Obama nach Asien.

Zu dem Seegefecht kam es nach Angaben des südkoreanischen Generalstabs, nachdem ein Patrouillenboot aus Nordkorea die Grenzlinie vor der Westküste verletzt und 1,3 Kilometer weit in das von Südkorea beanspruchte Gebiet vorgedrungen sei. Ein südkoreanisches Kriegsschiff habe zunächst Warnschüsse abgegeben. Das feindliche Schiff habe jedoch zurückgeschossen. Das Patrouillenboot habe sich nach dem nachfolgenden Schusswechsel, bei dem Kanonen eingesetzt worden seien, wieder auf die nordkoreanische Seite der Grenze zurückgezogen. Auf südkoreanischer Seite habe es keine Opfer gegeben.

«Das ist ein bedauernswerter Zwischenfall, in dem es Nordkorea direkt auf Südkorea abgesehen hat», sagte Admiral Lee Ki Shik. Seoul protestiere heftig dagegen. Der südkoreanische Ministerpräsident Chung Un Chan charakterisierte das Gefecht laut Yonhap allerdings als eine «zufällige Kampfhandlung». Südkoreas Präsident Lee Myung Bak rief die Streitkräfte auf, Ruhe zu bewahren.

Nordkorea warf dem Nachbarland schwere Provokation vor. Südkorea müsse sich für den Vorfall entschuldigen, hieß in einer von den staatlichen Medien veröffentlichten Erklärung des obersten Kommandos der nordkoreanischen Volksarmee. Ein Patrouillenboot der Volksarmee sei bei einer Routinefahrt auf der Spur eines nicht identifizierbaren Objekts gewesen, als «eine Gruppe von Kriegsschiffen der südkoreanischen Streitkräfte es (das Boot) verfolgten und eine solche schwere Provokation unternahmen, es zu beschießen».

Das Gebiet um die Seegrenzlinie war in den vergangenen zehn Jahren zwei Mal Schauplatz von tödlichen Gefechten zwischen Kriegsschiffen beider Länder, und zwar 1999 und 2002. Nordkorea erkennt die sogenannte Nördliche Grenzlinie (NLL) vor der Westküste nicht an. Die Grenzlinie wurde zum Ende des Korea-Kriegs (1950-53) einseitig von einem UN-Kommando gezogen.

Nach monatelangen teils heftigen Spannungen war Nordkorea seit August wieder auf Südkorea zugegangen. Nordkorea hatte Südkorea jedoch Mitte des vergangenen Monats beschuldigt, Kriegsschiffe in seine Hoheitsgewässer geschickt zu haben. Das nordkoreanische Marinekommando drohte Militäraktionen für den Fall an, dass sich die angebliche Grenzverletzung wiederhole.

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