Seeleute sorgen sich um Piraten und Jobs

Sie sind globale Wanderarbeiter auf schwimmenden Arbeitsplätzen: Seeleute müssen oft Monate auf ihre vertraute Kultur verzichten und sind dabei häufig sozial isoliert. Nun sind auch die Jobs unsicher geworden. Und zunehmend geht mit den Besatzungen internationaler Handelsschiffe die Angst vor Piraten mit an Bord. "Die Angst vor der unberechenbaren Gewalt fährt mit", stellt der Bremerhavener Seemannspastor Werner Gerke fest. Die Eskalation der Gewalt mache auch der Deutschen Seemannsmission Hannover Sorgen, berichtete der Verein am Donnerstag in Emden.

   Jede Importware muss auf dem Seeweg von Asien nach Europa durch den Golf von Aden transportiert werden. «Alle Schiffe in der Region können daher Opfer von Piraten werden», sagt Gerke. Dass die Marine die Handelsschiffe wie beim derzeitigen EU-Einsatz «Atalanta» durch das gefährliche Gewässer begleite, wirke zwar auf die Seeleute beruhigend. Bewaffneter Begleitschutz sei jedoch keine dauerhafte Lösung. Der Einsatz von Waffen provoziere immer Gegengewalt. Auf Dauer müsse es einen politischen Ausweg geben.

   Der Seemannspastor sieht außerdem nach Piratenüberfällen die psychosoziale Betreuung von Betroffenen in deren Muttersprache als wichtige Aufgabe. Dies müsse in deren Heimatländern geschehen, während die deutschen Seemannsmissionen im Ausland nur Erste Hilfe leisten könnten.

   Größte Sorge der Besatzungen sind nach Angaben der Seemannsmission weiterhin die Folgen der Finanzkrise. Seit der Containerisierung in den 70er Jahren sind Schiffsbesatzungen aus vielen Nationalitäten zusammengewürfelt. Die meisten Seeleute kommen aus Ländern mit schlechter sozialer Sicherung und ernähren meistens eine große Familie. «Der Verlust der Arbeit ist eine Existenzbedrohung», sagen Gerke und sein Emder Kollege Meenke Sandersfeld. Die Arbeit auf einem Auflieger-Schiff bedeute ein geringeres Gehalt, weil Zuschläge und Überstunden wegfallen.

Die normalerweise eher kurzen Liegezeiten lassen kaum Landgänge zu. Jetzt ist es umgekehrt: Wochen- oder monatelang bleiben die Schiffe im Hafen, ein Mann von der Notbesatzung muss ständig an Bord bleiben. «Manche Schiffe liegen aber auch wochenlang weit vor dem Hafen auf Reede und kommen nur zum Bunkern von Treibstoff in den Hafen», sagt Sandersfeld. Das alles sei psychisch nicht leicht zu verkraften.

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