Seemannsweihnacht im Norden
Mit Lichterketten geschmückte Schiffe sind am Sonntag in Wismar zur Seemannsweihnacht ausgefahren. Damit knüpft der Förderverein Poeler Kogge an eine zeitweilig in Vergessenheit geratene Tradition der Wismarer Fischer an, so der Kapitän der Poeler Kogge „Wissemara“, Peter Samulewitz. „Die letzte Ausfahrt der Fischer im Jahr war früher eine Art Erntedankfest auf See.“ Die Fischer bedankten sich damit für den Jahresfang.
Da es heute in Wismar nur noch wenige Fischer gibt, beteiligen sich auch andere Schiffseigner. So stachen neben Fischkuttern die Kogge „Wissemara“, Seenotkreuzer, mehrere Fahrgastschiffe, ein Lotsenschiff und private Barkassen und Traditionsschiffe in See. Die „Wissemara“ ist der Nachbau einer Hanse-Kogge aus dem 14. Jahrhundert, die dem Transport von Massengütern diente.
Die Seemannsweihnacht ist dem Förderverein „Poeler Kogge“ zufolge auch ein großes Spektakel für Schaulustige. Für die etwa 6000 Besucher wurde am Thormann-Speicher vor dem Alten Hafen ein Weihnachtsmarkt veranstaltet. Auf der „Wissemara“ lud ein Pastor der Kirchgemeinde St. Nikolai zu einer maritimen Andacht ein und segnete die teilnehmenden Schiffe, ihre Besatzungen und Gäste vor der letzten Ausfahrt.
Wenige Tage zuvor hatte die Rostocker Seemannsmission Schiffsbesatzungen im Überseehafen Rostocks den traditionellen Weihnachtsbaum übergeben. Mit einem Fischkutter fuhr der Missionsdiakon Folkert Janssen zu elf Schiffen. „Es ist prima gelaufen, das Wetter hat mitgespielt und es war ein großer Spaß für alle Beteiligten“, sagte Janssen. 25 Nordmanntannen hatte er dabei, die wie schon seit Jahren von Groenfingers gestiftet wurden. Dass der als Nikolaus, Schutzpatron der Seeleute, verkleidete Janssen mehr Bäume hat als er verteilen kann, sei normal: „Nur kein Mangel.“ Früher wurden die Bäume den Seeleuten an Bord zugeworfen, was auch mal danebenging. Deshalb werden sie mittlerweile bei großen Schiffen mit einem Tau an Bord gezogen. Bei kleineren Schiffen kann die Besatzung den Baum direkt entgegennehmen. In diesem Jahr gab es außerdem zusätzlich je eine Weihnachtsbaumkugel, die sich auf das 800. Stadt jubiläum von Rostock bezog. Beschenkt wurde etwa die Besatzung eines Bulkers, der Getreide in den Nahen Osten bringt, ein Tanker, Küstenmotorschiffe und andere Frachter, die im Ostseeraum verkehren, sagte Janssen. fab/lmv