Sietas streicht Stellen
Die von der Schifffahrtskrise hart getroffene Hamburger Sietas Werft baut ein Drittel ihrer Belegschaft ab. Die Umstrukturierung der Werft mit jetzt noch 880 Mitarbeitern mache diesen Schritt notwendig, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Rüdiger Fuchs, vor einer Betriebsversammlung am Donnerstag. Betroffen sei aber nur die Schiffswerft in Neuenfelde, nicht die Norderwerft und die Neuenfelder Maschinenfabrik.
«Mit dem Betriebsrat werden wir Verhandlungen aufnehmen, um einen Sozialplan zu erstellen», sagte Fuchs. Bei Sietas stehen Aufträge über acht Neubauten mit einem Wert von 357 Millionen Euro in den Büchern. Die Unternehmensgruppe hat insgesamt 1290 Beschäftigte.
Die Sietas Werft hat in der Vergangenheit hauptsächlich Containerschiffe aber auch Schüttgutfrachter (Selbstentlade-Bulker) und Baggerschiffe gebaut. Künftig will sich die Werft mit Spezialschiffen zum Beispiel für Bau und Wartung von Offshore- Windenergieanlagen und Fährschiffen etablieren. «Wir wollen weg von der Dominanz der Containerschiffe», sagte Fuchs.
Der Personalabbau sei auch mit betriebsbedingten Kündigungen verbunden, sagte Fuchs. Die Maßnahmen sollen im dritten Quartal umgesetzt werden. Gleichzeitig kündigte er die Möglichkeit von Kurzarbeit für die verbleibenden Mitarbeiter an. «Der Abbau betrifft alle Bereiche.» Es gehe nicht nur um eine Anpassung der Produktionskapazität an die schlechtere Auftragslage. Mittelfristig rechnet Fuchs mit einem Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro, nach rund 350 Millionen Euro in den vergangenen Jahren. Für 2008 und
2009 seien weitere Verluste sicher, 2007 lag der Fehlbetrag bei neun Millionen Euro. «2011 werden wir wieder in beruhigtem Fahrwasser sein», kündigte der frühere Airbus-Manager an, der erst im März bei Sietas das Ruder in die Hand genommen hatte.
Der Werft-Chef präsentierte bei dieser Gelegenheit den ersten neuen Auftrag seit Beginn der Krise 2008. Die Wyker Dampfschiffs- Reederei (W.D.R.) bestellte eine Doppelendfähre für den Verkehr zu den nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum. Auslieferungstermin ist das Frühjahr 2010. Das 75 Meter lange Schiff soll Platz für 75 Fahrzeuge und bis zu 1200 Passagiere bieten, sagte W.D.R.-Geschäftsführer Axel Meynköhn. Einschließlich notwendiger Umbauten an den Anlegern sind mit dem ersten Schiffsneubau für die Reederei seit 14 Jahren Investitionen von rund 20 Millionen Euro verbunden. Fuchs: «Der W.D.R.-Auftrag bestätigt: Wir sind marktfähig.»
Die IG Metall Küste und der Betriebsrat der Werft reagierten zwar erfreut auf den Neubau-Auftrag, lehnte aber die angekündigten Entlassungen ab. «Es geht darum, die Mannschaft zusammenzuhalten und dadurch die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern», sagte Heino Bade, Schiffbauexperte der IG Metall Küste. «Den Abbau von einem Drittel der insgesamt 880 Arbeitsplätze werden wir nicht hinnehmen.» Das Unternehmen müsse stattdessen alle betrieblichen und arbeitsmarktpolitischen Instrumente zur Sicherung der Beschäftigung nutzen.