Spurensuche in der Klimaküche
Meeresforschung kann auch für das Leben an Land wichtig sein: Während das südliche Afrika aktuell unter einer der schlimmsten Dürreperioden der Geschichte leidet, untersuchen Kieler Forscher eine mögliche Ursache aus der See – das Meeres phänomen El Niño.
El Niño ist die stärkste natürliche Klimaschwankung im tropischen Pazifik innerhalb weniger Jahre, die auch globale Auswirkungen haben kann. Dabei kommt es zu einer anormal starken Erwärmung im zentralen und östlichen äquatorialen Pazifik. Begleitet werden El-Niño-Ereignisse oft von Dürren wie auch Überschwemmungen in verschiedenen Regio nen der Erde. Gegenwärtig ist das südliche Afrika betroffen. Die Auswirkungen sind so gravierend, dass das Welternährungsprogramm gestern um Hilfe für die betroffenen Staaten gebeten hat. Das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel legte jetzt die Ergebnisse einer Forschungsreise vor, die dem El-Niño-Phänomen
2015 und dem 2016 möglicherweise folgenden La-Niña-Ereignis nachspürte. La Niña ist das Gegenstück zu El Niño und führt zu umgekehrten Klimaextremen in den betroffenen Gebieten.
Zum Höhepunkt des letztjährigen El Niños fand im Herbst eine Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff „Sonne“ im Bereich des östlichen äquatorialen Pazifiks statt. Somit ergab sich die Möglichkeit, den Einfluss von El Niño auf die Ozeanzirkulation und den Auftrieb von Tiefenwasser vor Peru zu untersuchen.
Die jetzt in der Fachzeitschrift „Ocean Science“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich das äquatoriale Stromsystem extrem verändert hatte. „2012 haben wir bei einer Messung ermittelt, dass der äquatoriale Unterstrom im Ostpazifik knapp elf Millionen Kubikmeter pro Sekunde transportierte. 2015 hatte der Wert auf 0,02 Millionen Kubikmeter pro Sekunde abgenommen“, sagte Dr. Lothar Stramma vom Geomar.
Die jetzt gewonnenen Ergebnisse werden dazu beitragen, die Vorhersagen zu El Niño mithilfe von Computermodellen zu verbessern. „Diese Ergebnisse sind nur der Anfang weiterer Analysen. Wir haben sehr viele meteorologische, chemische und biologische Messungen durchgeführt, deren Auswertungen noch ausstehen“, erläuterte Prof. Dr. Christa Marandino, die die „Sonne“-Expedition leitete. pk