Theaterinszenierung zu Schiffsdrama

Eine der größten Schifffahrtskatastrophen an der deutschen Nordseeküste soll zum Stoff für ein Theaterstück werden. Mit dem «Untergang der Johanne» will die Schauspielgruppe «Das letzte Kleinod» ein Drama vor der Insel Spiekeroog aus dem Jahr 1854 thematisieren. Das kündigte Regisseur Jens-Erwin Siemssen in Bremen an. Premiere soll am 20. Mai genau dort am Strand der ostfriesischen Insel sein, wo das Segelschiff «Johanne» von den Wellen zerschlagen wurde. Die Inselbewohner mussten damals hilflos zusehen, wie 70 der 216 Passagiere ertranken.

In seiner jüngsten Produktion will Siemssen drei verschiedene Handlungsstränge miteinander verweben. Im Mittelpunkt soll stehen, wie das Drama in Sichtweite der Insulaner das Leben auf Spiekeroog bis heute spürbar veränderte. Bis dahin sei es für die Insulaner völlig normal gewesen, vom Strandgut gesunkener Frachtschiffe zu profitieren. Zudem bindet «Das letzte Kleinod» die Themen Auswanderung und Seefahrt in das Stück ein.

Der Untergang der «Johanne» war das erste große Unglück in der damals noch jungen deutschen Passagierschifffahrt. Der Dreimaster sollte Auswanderer in die USA bringen, geriet aber bereits kurz nach dem Auslaufen aus Bremerhaven in einen schweren Sturm. Nach tagelanger Irrfahrt zerschellte das Schiff wenige 100 Meter vom rettenden Ufer entfernt. Das Unglück war das Initial zur Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die bis heute auf Basis freiwilliger Beiträge organisiert ist.

Für sein Stück stützt sich Siemssen unter anderem auf Erzählungen älterer Insulaner, deren Vorfahren das Unglück erlebt hatten. Außerdem recherchierte die Schauspielgruppe unter anderem in dem hessischen Ort Kauffungen, aus dem einige der getöteten Passagiere stammen. «Das letzte Kleinod» ist darauf spezialisiert, historische Stoffe an Originalschauplätzen zu inszenieren.

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