U-Boot "Hai" sank vor 50 Jahren: Gedenkveranstaltung am Mittwoch

Das U-Boot "Hai" (S 170) (Bild: RK Marine Kiel)
Das U-Boot landete in der Schrottpresse, seine schwere Messingglocke wurde gestohlen, und der einzige Überlebende der Tragödie ist mittlerweile auch tot: 50 Jahre nach dem Untergang vom "U-Boot Hai" erinnert nur wenig an die Tragödie in der Nordsee: eine nachgemachte Bootsglocke in der Weihehalle des Marineehrenmals in Laboe und ein schlichter Gedenkstein auf einem Friedhof in Neustadt.
Und die ehemaligen Besatzungsmitglieder, die sich seit 1994 regelmäßig mit ihren Partnerinnen treffen. "Die Bootstreffen dienen vor allem der Kameradschaftspflege, aber auch dem Gedenken an diejenigen Kameraden, die ihre letzte Reise angetreten haben", sagt Siegmund Mainusch vom Organisationsteam der U-Hai Bootstreffen: "Unser 14. U-Hai-Treffen ist gleichzeitig auch das Gedenken an den Untergang vor 50 Jahren."
U-Boot-Fahren war und ist bis heute mit Risiken verbunden. So gingen während der beiden Weltkriege insgesamt rund 50 deutsche U-Boote durch Unfälle verloren und rissen mehrere hundert Menschen mit den Tod. Doch auch in Friedenszeiten kam es zu Katastrophen, wie das U-2365 - besser bekannt als "U-Boot Hai" - zeigte. Das über 36 Meter lange Boot war damals von Neustadt aus gemeinsam mit einem kleinen Konvoi auf einer Übungsfahrt nach Schottland. In Höhe der "Doggerbank" westlich von Helgoland fuhr der aus zwei Schiffen und drei U-Booten bestehende Verband mit einem Abstand von fünf bis sechs Seemeilen untereinander durch die raue Nordsee: Der Seegang hatte die Stärke vier, hieß es in einem alten Pressebericht - das sind lange Wellen mit Gischt und brechenden Schaumkronen. Dazu kamen Sturmböen um Stärke neun - also Geschwindigkeiten von bis zu 88 km/h. Das war noch weit entfernt von «Orkan» und für ein U-Boot wie den Hai eigentlich keine Gefahr.
Offensichtlich blieb jedoch in dem Seegang zunächst unbemerkt, dass immer wieder Brecher durch den ausgefahrenen Schnorchel in den Motorraum gelangten und das Boot allmählich voll lief. Wegen falscher Einschätzung der Lage seien damals keine Lenzpumpen eingesetzt worden, hieß es.
Nur wenig Wasser genügte
Als der Kommandant dann "Alle Mann aus dem Boot" befahl, war es bereits zu spät. Denn das U-Hai besaß nur einen geringen Auftrieb: Die Verdrängung über Wasser betrug nach Angaben des Marienkommandos 232 Tonnen, unter Wasser waren es 275 Tonnen. Damit genügte verhältnismäßig wenig Wasser, um das U-Boot auf den Meeresgrund zu drücken. Nur zehn Mann der Besatzung schafften es aus dem U-Boot, der Rest der Besatzung ertrank.
Es gab vom U-Boot Hai kein Funk- oder anderes Notsignal, so dass der Untergang lange Stunden unbemerkt blieb. Denn damals gab es die Vorschrift, dass ein U-Boot auf längerem Marsch sich nur einmal pro Tag melden muss. Daher kühlten die in der Nordsee treibenden zehn Überlebenden langsam aus. Neun Männer ertranken. Nur der Koch des Bootes - Obermaat Peter Silbernagel - konnte nach 13 Stunden lebend aus dem Meer gezogen werden. Er sei im Februar 2013 gestorben, sagte Siegmund Mainusch. (dpa)