VDR zufrieden mit Krisengipfel
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat den Berliner Krisengipfel zur Lage der maritimen Wirtschaft mit Vertretern von Reedereien, Werften, Häfen und Banken am vergangenen Donnerstag positiv beurteilt.
„Der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto (FDP), hat die unverzichtbare strategische Bedeutung der maritimen Wirtschaft als Zukunftsbranche für Deutschland betont und sieht weiter große Wachstums- und Beschäftigungschancen", sagte der neue VDR-Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel gestern zufrieden dem THB. Jetzt gelte es bis zu einem weiteren Spitzentreffen im Sommer eine vereinbarte 13-Punkte-Liste umzusetzen, die insbesondere vom Bund und den Ländern abgearbeitet werden müsse. „Ziel der Krisenüberwindung muss es sein, Deutschland als Schiffsfinanzierungsstandort Nummer 1 zu erhalten und zu stärken", erklärte der ehemalige Bremer Wirtschaftssenator. Die Seeschifffahrt trage mit einem Drittel zum Gesamtumsatz der maritimen Wirtschaft in Höhe von 85 Milliarden Euro entscheidend bei. Mit rund 3550 Schiffen nimmt die deutsche Handelsflotte weltweit hinter Japan und Griechenland den dritten Rang ein. Derzeit sind in Deutschland über 400 Schifffahrtsfirmen ansässig.
„Die Branche ist im Wesentlichen klein- und mittelständisch strukturiert. Etwa 60 Prozent der deutschen Schifffahrtsunternehmen betreiben eine Flotte von lediglich bis zu vier Schiffen", sagte Nagel. Jetzt gehe es vor allem darum, dass bei den Bestandsschiffen und den noch 987 bestellten Einheiten die bestehenden Liquiditätsengpässe durch die vorübergehende Anwendung der staatlichen Hilfsprogramme bewältigt werden.
Die Hilfezusagen von Bund und Ländern für die Schifffahrt, Werften und sonstige maritime Wirtschaft sehen Verbesserungen bei Aufträgen und bestehenden Finanzierungsbedingungen vor. Hier Beispiele aus der 13-Punkte-Liste, die Hans-Joachim Otto nach dem Berliner Krisengipfel vorlegte:
▪ Bund und Länder prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, Schiffbau-Aufträge für Marine- und Lotsenschiffe vorzuziehen.
▪ Die Bundesregierung setzt sich für international faire Wettbewerbsbedingungen zugunsten der deutschen Schiffsindustrie ein. Das will sie – wie bisher vergebens – im Zusammenspiel mit den Reedern vor allem mit den Dumping-Konkurrenten China und Korea auszuhandeln versuchen.
▪ Geprüft wird, ob im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit auch die Lieferung von Schiffen (zum Beispiel Fährschiffe) nach Afrika und Asien infrage kommt.
▪ Wenn möglich soll die Umrüstung zu Langsamfahr-Schiffen zur Einsparung von Sprit und zur Kapazitätserhaltung der Flotte (slow steaming) durch das Sonderprogramm der staatlichen KfW-Bank oder Bürgschaftsprogramme von Bund und Ländern gefördert werden.
▪ Bei Bürgschaften und KfW-Kreditprogrammen sollen Verfahren beschleunigt und vereinfacht werden. Die Länder werden prüfen, welche Bedingungen für eine Risikoübernahme im Rahmen von Länder-Bürgschaften vorliegen müssen, um im Einzelfall Finanzierungslücken bei bestellten Schiffen schließen zu können.
▪ „Bund und Länder prüfen gemeinsam mit KfW und Banken, wie die Spielräume der Instrumentarien der Schiffsfinanzierung vollständig ausgeschöpft werden können."