Verlässlichkeit und Flexibiliät unverzichtbar

Von einer „Königsdisziplin“ ist dann die Rede, wenn sich alles um die Schwergut- und Projekt­logistik dreht. Auf ihre Besonderheiten ging jetzt das 3. Fachforum „Projektlogistik“ von „Via Bremen“ ein, das mit rund 130 Teilnehmern im Haus der Bürgerschaft stattfand.

Den Erfolg dieser Veranstaltung, die auch 2018 wieder vorgesehen ist, macht dabei die ausgewogene Mischung von Theorie und Praxis einerseits sowie von Referenten aus dem Kreis der verladenden und transportierenden Wirtschaft andererseits aus.

Ein solcher Vertreter der „Ladungsseite“ war Dr. Tobias Keitel, Geschäftsführer der Voith Hydro Holding aus Heidenheim. Zur besonderen Kernkompetenz des Unternehmens, dessen Anfänge bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück reichen, gehört dabei das Thema „Energie aus Wasserkraft“. Für entsprechende Energie­gewinnungseinrichtungen rund um den Globus ist das Unternehmen ein bedeutender Systemlieferant. Keitel ist überzeugt: „Die Wasserkraft hat noch ein großes Potenzial als Energiequelle für die Zukunft.“ Allerdings räumte er auch ein: Als Folge des Verfalls der Energiepreise üben sich derzeit potenzielle Investoren in Zurückhaltung. Denn Großkraftwerke würden über einen sehr langen Zeitraum betrieben und ­abgeschrieben.

Der Faktor Zeit kommt auch bei der Vorbereitung eines Kraftwerkprojekts auf der Logistikseite zum Tragen. Der damit verbundene Planungsaufwand sei erheblich. Für ein Unternehmen wie Voith habe das auch zur Folge, dass man sehr hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und auch Flexibilität seiner Logistikpartner stelle. Daher sei man in dem von ihm geführten Unternehmen auch an sehr langfristigen Kooperationsverträgen mit dem Logistikpartner interessiert.

Bei den schließlich zur Verladung anstehenden Bauteilen gehe es regelmäßig um besonders groß dimensionierte beziehungsweise auch schwere Teile. Gemeinsam mit den Logistik-Dienstleistern müssten dann Transportkonzepte für den optimalen Vor-, den Haupt- und den Nachlauf zur Großbaustelle ausgearbeitet werden.   Nur eine exakte Planung sei der Garant dafür, dass es auf der Großbaustelle zu keinen bösen Überraschungen komme. So könnten bereits wenige, nicht rechtzeitig mitgelieferte Teile zu einer Projektunterbrechung führen, die ihrerseits sehr schnell zu empfindlichen Pönalen
führen.

Über die neuen Möglichkeiten, die sich durch die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran ergeben, referierte Mario Schulz, Logistik­leiter bei der Firma Outotec aus Oberursel. Das Unternehmen kann bereits auf sehr lange Geschäfts­beziehungen zu diesem ­­­Nah- und Mittel­ost-Land verweisen, die durch das Embargo unterbrochen wurden.

Deshalb war die Freude auch groß, als dank entsprechender politischer Weichenstellungen die Aufhebung der Iran-Sanktionen beschlossen wurde. Ein entsprechender Projektvertrag mit dem Iran wurde bereits kurz da­rauf geschlossen. Allerdings: Bis heute, also ein gutes Jahr später, hat sich noch nichts getan. Verschiedene wichtige Detailfragen konnten noch nicht gelöst werden, räumte Schulz ein. Zu diesen kritischen Einzelpunkten gehört beispielsweise das sensible Thema „dual use“, was frei übersetzt bedeutet: Lässt sich die bestellte Ware, zum Beispiel Pumpenteile, wirklich nur für den – sanktionsfreien – zivilen Bereich nutzen, oder gäbe es dafür auch eine – verbotene – Verwendung im militärischen Bereich? Ein anderes wichtiges Thema ist die Auswahl der entsprechenden Systemlieferanten, deren Komponenten in einem Gesamtprodukt verbaut sind. In diesem Fall müssten zum Beispiel besondere Empfindsamkeiten in den USA berücksichtigt werden. Auch die unverzichtbare Einbeziehung der Banken bei der Projektabwicklung ist ein sehr komplexes Thema und sorgt immer wieder für Überraschungen. Alles zusammen genommen heißt das für Schulz und das von ihm repräsentierte Unternehmen: Ja, der Iran bietet grundsätzlich gute Chancen, weil der Nachholbedarf so groß ist. Doch die noch vor einem Jahr allseits spürbare Euphorie wird ­inzwischen von einer gewissen Ernüchterung ­überlagert.

Für Dr. Jürgen Sorgenfrei, Managing Director bei IHS Markit in Frankfurt/Main, steht auch die globale Schwergut- und Projektschifffahrt in den kommenden Jahren vor weiteren und auch nicht unerheblichen Herausforderungen. Dazu gehört für ihn zum Beispiel ein an Schärfe gewinnender Wettbewerb auch in diesem Segment. Er wird zum einen durch die weiterhin unbefriedigende Weltkonjunktur, zum anderen durch ein Überangebot an Tonnage auch in diesem Segment ausgelöst. Hinzu komme, dass gerade die Mehrzweckfrachter-Flotte in den zurückliegenden Jahren in nicht geringem Umfang modernisiert wurde. Und: Es kommen vermehrt große Schiffe in Fahrt. Seine Überzeugung: „Diese Schiff werden sich im Markt behaupten.“ EHA

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