Vulkan-Studie: Viele Werftarbeiter krank

Zehn Jahre nach dem spektakulären Ende der Bremer Vulkan Verbund AG geht es vielen Entlassenen der Werft in der Hansestadt immer noch schlechter als Arbeitern in vergleichbaren Industriebereichen. Besonders auffällig sind schwere Rücken- und Lungenerkrankungen, haben Wissenschaftler der Universität Bremen in einer neuen Studie nachgewiesen. Auch Depressionen kommen häufiger vor als in anderen Branchen, berichteten die Autoren am Dienstag bei der Vorstellung der Studie. Die Dunkelziffer liege vermutlich deutlich höher, da sich depressiv Erkrankte selten oder nicht an Befragungen beteiligten. Am 1. Mai 1996 war der größte deutsche Werftenverbund mit insgesamt 25 000 Beschäftigten in Konkurs gegangen. Nach mehr als 100 Jahren Schiffbaugeschichte mussten 1997 die letzten noch verbliebenen Vulkanesen der traditionsreichen Bremer Stammwerft ihre Werkzeuge abgeben. 104 Jahre Werftgeschichte mit dem Bau von mehr als 1000 Schiffen war zu Ende. In Bremen wurden 1800 Arbeitsplätze vernichtet. Zu Vulkan gehörten zwischen 1992 und 1996 auch die Werften in Wismar, Stralsund sowie die Neptunwerft in Rostock. Die Forscher hatten mehr als 300 Schicksale ehemaliger Werftarbeiter untersucht. Besonders die Altersgruppe der 50- bis 59 Jährigen habe unter den Arbeitsbedingungen und den Folgen der Entlassungen gelitten, sagte Wolfgang Hien vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. Die Beschäftigten haben sich einer extremen Arbeitsorientierung unterworfen, die auf Gesundheit wenig Rücksicht nimmt. Im Vergleich zu einer früheren Befragung 1999 gehe es den Menschen inzwischen nur eine Idee besser, sagte Hien. Damals hatten Forscher massive Versäumnisse beim Arbeitsschutz auf der Bremer Werft nachgewiesen. Neben ein bis zwei Toten pro Schiffsneubau waren seit 1972 fast 700 Verdachtsfälle auf die Lungenkrankheit Asbestose bekannt geworden. Die Forscher kritisierten eine mangelhafte Betreuung vieler Erkrankter durch Amtsärzte und Berufsgenossenschaften. Betroffene hätten ein entwürdigendes Spießrutenlaufen durch Behörden erlebt, um Krankheiten durch Nachweise zu belegen. Die Studie mache auch ein Nachdenken über Qualität von Arbeit und die Verantwortung der Wirtschaft insbesondere gegenüber älteren Arbeitnehmern notwendig.

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