Wadan-Werften vor dem Aus
Möglicherweise noch Ende dieses Monats droht den insolventen Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde der endgültige finanzielle Kollaps. Am Dienstag verdichteten sich Hinweise darauf, dass die schwedische Reederei Stena Line kurz vor dem Ausstieg aus Verträgen zum Bau zweier Großfähren steht. «Es werden schon Vorkehrungen für eine Transfergesellschaft getroffen», sagte der Rostocker Bevollmächtigte der IG Metall, Rüdiger Klein, der dpa. Bei einem Spitzentreffen mit der Landesregierung seien am Montag erste Details beraten worden. Nach dpa-Informationen hat inzwischen eine andere deutsche Werft Interesse signalisiert, die beiden RoPax-Fähren im Falle einer Schließung von Wadan zu Ende zu bauen.
Unterdessen weisen sich Stena Line und die Insolvenzverwaltung der Wadan-Werften gegenseitig die Verantwortung für das Überleben des traditionsreichen Schiffbauers zu. Während Stena Vorwürfe zurückwies, die Werften durch eine Hinhaltetaktik an den Abgrund zu drängen, beteuerte die zuständige Insolvenzverwaltung, es gebe keine Absage aus Schweden. Klein zufolge will Stena Line den Preis für die beiden Fähren um fast die Hälfte drücken. «Das ist keine Legende», unterstrich er. Weiter sagte Klein, er glaube nicht, dass die Politik für die Differenz aufkommen werde.
Stena-Sprecher Joakim Kenndal sagte der dpa, ehe die Göteborger Reederei eine Kaufzusage gebe, müsse Wadan die Fertigstellung der beiden RoPax-Fähren zu den vereinbarten Konditionen gewährleisten.
«Zunächst muss Wadan seine Verpflichtungen aus den Verträgen erfüllen.» Stena habe sich seinerseits bisher an alle Abmachungen gehalten. Die Abnahme der Schiffe ist Voraussetzung für einen 190 Millionen Euro umfassenden Massekredit, der zum Großteil vom Bund verbürgt wird. Es gebe zwar weitere Gespräche, sagte Kenndal. «Wir können aber nicht Wadans Probleme lösen.» Ob es Nachverhandlungen zu Preis und Lieferdatum gebe, wollte Kenndal nicht sagen. «Wadan muss wieder auf uns zugehen.»
Eine angeblich bevorstehende Vertragskündigung durch Stena wurde vom Sprecher des Insolvenzverwalters, Lars Rosumek, vehement zurückgewiesen. Vom bislang letzten großen Wadan-Kunden gebe es nach wie vor «kein Signal, das auf einen Ausstieg deutet». Deshalb dürfe man den in Aussicht gestellten Massekredit nicht in Zweifel ziehen.
Alles andere sei wegen des Ernstes der Lage gegenüber der Belegschaft verantwortungslos. Der Bund will 90 Prozent des Kredits verbürgen, falls Stena die Fähren zum vereinbarten Preis und Termin abnimmt.
«Wir haben alle Bedingungen erfüllt, die Stena von uns eingefordert hat - insbesondere was die Finanzierung angeht», beteuerte Rosumek. Die Verhandlungen mit Stena seien schwierig. «Es ist ein Tauziehen um die Zukunft der Werft. Jetzt so zu tun, als ob der Kampf schon verloren sei - das halte ich aber für zu früh.» Medienberichte, wonach im August tausende Wadan-Beschäftigte ihren Job verlieren könnten, nannte Rosumek «zu dramatisch zugespitzt».
Nach Angaben der IG Metall rüstet sich die Werft dagegen bereits für die Zeit nach einem möglichen Produktionsstopp. Über die finanzielle Ausstattung der Transfergesellschaft für die 2400 Beschäftigten gebe es inzwischen konkrete Vorstellungen. Demnach fassen Gewerkschaft, Staatskanzlei, Wirtschaftsministerium und die Chefs der Wadan-Betriebsräte eine fünfmonatige Dauer der Gesellschaft mit einmaliger Verlängerungsoption ins Auge. Zudem sollen während dieses Zeitraums von der öffentlichen Hand Zuschläge zum Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Insolvenzverwalter Marc Odebrecht hatte bei einer Mitarbeiterversammlung am Montag in Warnemünde verschiedene Modelle dazu präsentiert, wie es nach dem 1. August bei Wadan weitergehen könnte. «In den nächsten Tagen wird eines davon zum Greifen kommen», sagte sein Sprecher.