Waffenschmuggel auf der "Francop"
Ein Spezialkommando der israelischen Kriegsmarine hat am späten Dienstagabend rund 86 Seemeilen vor der Küste Israels ein mit undeklarierten Waffen beladenes Containerschiff aufgebracht.
Bei dem festgehaltenen Frachter handelt es sich um das 2003 bei Sietas in Hamburg gebaute Schiff „Francop" der Neu Wulmstorfer Reederei Gerd Bartels. Die 60 Tonnen Waffen seien als zivile Fracht getarnt und in Containern versteckt gewesen, sagte eine israelische Armeesprecherin gestern in Jerusalem. Das 8622-Tonnen-Schiff fährt unter der Flagge des Karibik-Staates Antigua und Barbuda. Es wurde von der Marine in den Hafen Ashdod, südlich von Tel Aviv gebracht, wo die betreffenden Container gelöscht wurden.
Die Reederei Gerd Bartels war gegenüber dem THB zu keiner Stellungnahme bereit. Aus dem Unternehmen wurde aber bestätigt, dass die „Francop" derzeit an den in Limassol auf Zypern ansässigen Operator United Feeder Services (UFS) verchartert ist. Ein UFS-Sprecher sagte dem THB, dass die „Francop" aus Damietta in Ägypten kam und Limassol auf Zypern sowie danach die Türkei und den Libanon anlaufen sollte, bevor es von der israelischen Marine gestoppt wurde. „Momentan können wir nichts über den Inhalt der betreffenden Container sagen. Ein Transport von Waffen war uns aber nicht bekannt", so der Mitarbeiter weiter.
Verteidigungsminister Ehud Barak teilte mit, dass die Waffenladung für „das Terroristengebiet im Norden" bestimmt war, was als Verweis auf Aktivitäten der Hisbollah-Miliz im Libanon verstanden wird. Sein Stellvertreter Matan Vilnai sagte, dass die Besatzung des Schiffs wohl nicht in den Waffenschmuggel involviert gewesen sei. Laut Premierminister Benjamin Netanyahu hätten mit den gefundenen Waffen israelische Städte getroffen werden können. Es soll sich bei dem Fund unter anderem um Raketen und Panzerfäuste handeln.
Auch nach Informationen israelischer Medien sollte die Waffenlieferung die vom Iran unterstützten libanesischen Hisbollah-Milizen erreichen. Die Hisbollah hatte Israel in der Vergangenheit vom Südlibanon aus immer wieder mit Raketen angegriffen. Das Schiff soll vor seinem Stopp in Damietta vom Iran aus über den Jemen und den Sudan in Richtung Mittelmeer gefahren sein. Dem Einsatz einer israelischen Spezialeinheit sind dem Vernehmen nach Geheimdienstinformationen vorausgegangen.
Die Armeesprecherin wollte diese Angaben unter Hinweis auf die noch andauernde Untersuchungen nicht bestätigen. Ihren Angaben zufolge wurde der Waffentransport während nächtlicher Routineüberprüfungen der israelischen Marine aufgedeckt.