Warmer Geldregen für „Stadt Kiel“

Stammliegeplatz für ein markantes und bekanntes Schiff: die „Stadt Kiel“ an der Seegartenbrücke in Kiel, Foto: Behling
Es gehört zum wertvollen maritimen Erbe: das 1934 auf der ehemaligen Friedrich Krupp Germaniawerft Kiel gebaute Fördefahrgastschiff „Stadt Kiel“. Auf das weit über Kiel hinaus bekannte, weiterhin aktive Traditionsschiff geht jetzt ein warmer Geldregen nieder, so dass wichtige Sanierungs- und damit Substanzerhaltungsmaßnahmen umgesetzt werden können.
Mit zwei Förderbescheiden im leichten Gepäck hatte sich jetzt Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) zu einem besonderen Bordbesuch auf dem Schiffsveteranen eingefunden, und zwar an seinem Stammliegeplatz an der Seegartenbrücke in Kiel. Begleitet wurde die Ministerin vom CDU-Landtagsabgeordneten Tobias von der Heide und Udo Bode, dem neuen Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege in Kiel.
„Es gibt vom Bund eine Förderung über 55.000 Euro und vom Land noch eine Förderung von 47.000 Euro für den Erhalt des Schiffes“, sagte Prien in ihrer kurzen Rede vor Vertretern der Besatzung und des Fördervereins. Und weiter: „Die ‚Stadt Kiel‘ ist ein schwimmendes Denkmal, und das soll sie auch bleiben.“ Der 85 Jahre alte Fördedampfer genießt seit 1994 einen Status als technisches Kulturdenkmal und wurde inzwischen in die Denkmalsrolle des Landes Schleswig-Holstein eingetragen. Genau dank dieser Einstufung können die entsprechenden Fördermittel auch fließen.
Die eigentliche Grundüberholung des Schiffes kann nun im Februar 2020 erfolgen. „Wir müssen in der Werft im Februar einiges am Unterwasserschiff machen. Der komplette Rumpf muss gestrahlt und neu beschichtet werden“, führte dazu Heinrich Möller, erster Vorsitzender des Fördervereins Motorschiff Stadt Kiel, aus.
Bei ihrem Bordbesuch bekam die Ministerin auch einen Überblick über den aktuellen Erhaltungszustand des Schiffes und erfuhr dabei noch zahlreiche interessante Details zur Lebensgeschichte der „Stadt Kiel“. So wurde beispielsweise 1954 das Salonschiff mit einem neuen, leistungsstarken MaK-Diesel ausgerüstet, der im Beisein der Ministerin auch gestartet wurde.
Tatsächlich ist der Lebenslauf der „Stadt Kiel“ eng mit Geschichte der schleswig-holsteinischen Haupt- und Hafenstadt verbunden. Bemerkenswert: Der Oldie erwies sich im Laufe seiner 85 Jahre wiederholt auch als eine Art Phönix aus der Asche. So wurde der Dampfer etwa während des Zweiten Weltkrieges durch einen Bombentreffer so schwer beschädigt, dass er sank, um später dann wieder gehoben und neu aufgebaut zu werden. Ende 1976 wurde das Schiff als Fördefahrgastschiff außer Dienst gestellt und erlebte in den Folgejahren verschiedene Anschlussnutzungen, so auch als Auflieger und Wohnschiff in Lübeck.
Dort wurde es von Mitgliedern des 1983 gegründeten Fördervereins wiederentdeckt und nach Kiel geholt. Von 1986 bis 1990 erfolgte in Hamburg eine Sanierung. Dabei kamen auch Mittel und Arbeitskräfte des Hamburger Vereins „Jugend in Arbeit“ zum Einsatz.
1994 wurde dann bei der Kröger Werft in Schacht-Audorf das Unterwasserschiff zu einem Großteil erneuert.
Seinen Unterhalt verdient das von zahlreichen, äußerst engagierten Ehrenamtlichen geführte Schiff vor allem mit der Durchführung von Charterfahrten auf der Kieler Förde. Das markante Schiff zeigt aber immer wieder Flagge auf maritimen Großereignissen im Norden, wie der Hanse Sail in Rostock oder auch dem Hafengeburtstag in Hamburg. Hinzu kommen Spenden. Jeder Euro ist hart verdient, und der Verein muss alljährlich mit spitzem Bleistift kalkulieren. Vereins-Chef Kröger: „Angesichts der Kosten für die Werftzeiten und der gestiegenen Auflagen für Traditionsschiffe ist die jetzt gewährte Förderung wirklich eine große Hilfe für den Erhalt unserer ‚Stadt Kiel‘.“ EHA/FB