Weitere Reeder brauchen Staatshilfe

Nach Hapag-Lloyd wenden sich nun auch andere deutsche Reedereien hilfesuchend an den Staat.

Die Hamburger Reederei Peter Döhle Schiffahrts-KG ist nach eigenen Angaben im Begriff, KfW-Kredite aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung zu beantragen. Wie Geschäftsführer Wulfert Kirst dem THB bestätigte, laufen derzeit intensive Verhandlungen mit den zuständigen Behörden in Berlin. „Wir interpretieren den Inhalt dieser Gespräche als positiv und sind insgesamt sehr zuversichtlich, dass die von uns benötigte finanzielle Unterstützung auch entsprechend bewilligt werden", so Kirst. Die Kreditanträge an die KfW Mittelstandsbank würden von den Hausbanken begleitet und sollen im Wesentlichen der Finanzierung von Schiffsneubauten zu Marktkonditionen dienen, hieß es weiter.

Die Reederei teilte mit, dass es für das Unternehmen wie für viele andere Betriebe mit einem laufenden Investitionsprogramm sowie die begleitenden Banken „notwendig und hilfreich" sei, auf das Konjunkturprogramm zurückzugreifen. Als Grund wird genannt, dass die Bereitstellung von Finanzierungen über den regulären Bankenmarkt nicht mehr in gewohnter Weise zur Verfügung steht. „Wir wollen die Banken bei der Finanzierung unserer Neubauten entlasten, um die zugesagte Geldmenge auf die Beine stellen zu können", machte Kirst die Zusammenarbeit mit den Kreditinstituten deutlich.

Die ebenfalls in der Hansestadt ansässige Reederei Claus-Peter Offen nahm zu Berichten, denen zufolge ebenfalls KfW-Kredite aus dem Konjunkturprogramm beantragt worden sein sollen, keine Stellung und lehnte auf THB-Anfrage jeden Kommentar ab.

Wie problematisch sich die aktuelle Situation bei den beiden Reedereien wirklich darstellt, ist nicht hinreichend bekannt. „Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir über unsere derzeitige Lage keine weiteren Einzelheiten veröffentlichen können und wollen", sagte Wulfert Kirst von der Peter Döhle-Reederei. Man wolle mit derartigen „Wasserstandsmeldungen" die laufenden Gespräche nicht stören, damit die Verhandlungen möglichst schnell abgeschlossen werden können. In einer Mitteilung der Reederei wird aber ausdrücklich darauf verwiesen, dass ausschließlich Unternehmen berechtigt sind, Kredite aus dem Konjunkturprogramm zu beantragen, die sich nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden. Kirst wies zusätzlich darauf hin, dass die Motivation zur Beantragung der Staatshilfe eine andere gewesen sei als bei der Reederei Claus-Peter Offen.

Auch zur Lage bei Offen gibt es keine offiziellen Meldungen. Man könne aber davon ausgehen, dass derzeit mehr als zehn der rund 100 Schiffe keine Beschäftigung haben, heißt es in der Branche.

Schifffahrts-Experten hatten schon kurz nach dem Bekanntwerden der Krise bei Hapag-Lloyd vermutet, dass noch mehrere Unternehmen der Branche staatliche Hilfe beantragen würden. „Wenn man diese Vorbilder hat, ist es wahrscheinlich, dass der eine oder andere es auch versuchen wird", sagt etwa Burk-hard Lemper vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL).

„Es hat schon einige Insolvenzen gegeben, weil sehr viele Frachter keine Beschäftigung mehr bekommen haben", so Lemper weiter. Diese Gefahr bestehe für viele weitere Schifffahrtsunternehmen. Nach Beobachtung von Dr. Hans-Heinrich Nöll, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder, werden Sanierungen in der Regel aber gemeinsam von Reedereien und Banken getragen.

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