Weiterer Museumsfrachter für Hamburg?
Die Stiftung Hamburg Maritim will einen weiteren Museumsfrachter nach Hamburg holen. Der 1958 auf der Nobiskrug-Werft für die Hamburger Reederei Gehrckens gebauten Bleichen, die noch im Schwarzen Meer verkehrt, drohe sonst die Verschrottung, teilte die Stiftung am Freitag mit. Eine Meldung im THB im September 2005 hatte dazu den Anstoß gegeben. Für rund 500 000 Euro könnte der gut erhaltene, knapp 94 Meter lange, Stückgutfrachter als Old Lady an den historischen 50er Kaischuppen im Hafen festmachen (THB 27. Oktober 2006). Die Summe, die den Schrottwert, einen Werftaufenthalt in der Türkei und die Überführung nach Hamburg decken würde, möchte die Stiftung durch Spenden finanzieren und sucht nach Sponsoren aus der Wirtschaft. Die Bleichen längsseits an den 50er Kaischuppen bietet die einmalige Chance, Hamburgs Jahrhunderte alte Geschichte als Hafen- und Schifffahrtsmetropole eindrucksvoll darzustellen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Reinhard Wolf. Sein Vorstandskollege und ehemaliger Kapitän Joachim Kaiser hat auf dem bald 50 Jahre alten Schiff zusammen mit der 24 Mann starken Besatzung eine fünftägige Fahrt unternommen und dabei zu 90 Prozent Originalzustand festgestellt. Die hölzernen Lukendeckel und das Ladegeschirr seien noch voll funktionstüchtig. Auf der Brücke und im Maschinenraum sind überwiegend die ersten Geräte im Einsatz. Die Schiffsschraube stammt noch von Zeise aus Hamburg, die Rudermaschine von Kampnagel. Auch die 1800 PS starke Hauptmaschine läuft im Originalzustand. Ich hätte nie erwartet, in Europa noch auf ein so altes und kaum verändertes Frachtschiff zu stoßen, sagte Kaiser. Nach Wolfs Überzeugung kann die Bleichen nicht nur eine Ergänzung zur Rickmer Rickmers an den Landungsbrücken und der Cap San Diego an der Überseebrücke werden. Das Schiff mit seinem für eisige Finnlandfahrten verstärkten Rumpf könnte darüber hinaus als maritimer Werbeträger Hamburgs Fahrten in der Nord- und Ostsee unternehmen. An den 50er Kaischuppen auf der südlichen Elbeseite gegenüber der neuen Hafencity soll aus dem letzten historischen Hafenareal der Hansestadt ein Hafen-Erlebnispark entstehen. Der Stückgutfrachter könnte nach Ansicht der Stiftung die Schuppen, Kräne und Eisenbahnanlagen ideal ergänzen. Die Stiftung Hamburg Maritim betreibt den Staatsdampfer Schaarhörn, den hölzernen Hochseekutter H.F. 231 Landrath Küster, den Lotsenschoner No. 5 Elbe und die historische Rennyacht Heti.